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Dr. Christine Thomas ist Leitende Ärztin der Gerontopsychiatrie.

Aktiv zu bleiben ist der beste Schutz

Grundstock zur Erkrankung wird im mittleren Lebensalter gelegt


Was genau »Alzheimer« auslöst, ist noch unklar. Nach neuesten Untersuchungen, so der Hirnforscher Prof. Dr. Hans-Joachim Markowitsch von der Universität Bielefeld, sagt der Kopfumfang etwas über das Risiko zu erkranken aus. »Je größer der Umfang, desto geringer ist es. Männer sind da also im Vorteil, und sie erkranken tatsächlich auch seltener an Alzheimer - und zwar nicht nur, weil sie im Schnitt einige Jahre vor den Frauen sterben.«
Sicher scheint auch, dass Proteinablagerungen im Gehirn Plaques bilden, die irgendwann zu einer Entzündung und als Folge zum Untergang von Nervenzellen führen. »Die Forschung hat daher zum Ziel, Anreize zu schaffen, dieses Protein - Beta-Amyloid - abzubauen«, erklärt Dr. Christine Thomas. Eine Impfung versprach zunächst Hilfe, löste jedoch bei sechs Prozent der Betroffenen eine nicht behandelbare Enzephalitis aus. »Zudem konnte sie die Erkrankung nur stoppen und keine Funktion zurückbringen.«
Ebenso begünstigen Neurofibrillen - Proteine, die eigentlich für die Stabilität der Nervenzellen verantwortlich sind - Alzheimer, wenn sie sich zuhauf funktionslos ablagern. »Bei jüngeren Patienten spielt auch die genetische Disposition eine Rolle, und insgesamt tragen Umwelteinflüsse zum Entstehen der Krankheit bei«, sagt die Medizinerin. Damit meint sie nicht Umweltgifte, sondern den Lebensstil in mittleren Jahren: »Alle Faktoren, die ein Gefäßrisiko bedeuten, begünstigen auch Alzheimer.« Ganz deutlich scheint ein Zusammenhang zwischen erhöhtem Blutdruck zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr und der Demenz zu sein.
Mithin: Körperliche Aktivität schützt Gefäße und Gehirn. »Und es ist nachgewiesen, das Menschen, die lesen, musizieren, spielen und soziale Kontakte pflegen seltener erkranken«, betont Thomas. Geistige Anstrengung, Bemühen, schafft neue Synapsen an den Nervenzellen - Voraussetzung für die Weitergabe von Information, für den Austausch. »Funktion beeinflusst und erhält die Struktur«, sagt Markowitsch.

Artikel vom 15.09.2005