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»Es bleibt uns
keine Zeit zum
Traurigsein«

»Café Busch«: Abschied und Ende

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Senne (oh). »Ein bisschen traurig sind wir schon«, sagte Ilse Busch, als sie und Ehemann Ulrich zum letzten Mal durch ihr »Café Busch« und den Laden gehen. Da helfen den beiden auch die vielen Blumensträuße und -sträußchen nicht so richtig.

Mit denen hatten sich die Stammkunden in den vergangenen Tagen für jahrzehntelange liebevolle Bedienung, knusprige Frühstücksbrötchen, leckere Kuchen und Torten sowie schmackhaftes Restaurantessen bedankt.
Am Mittwochabend wurde - nach einem Dreivierteljahrhundert an diesem Standort - in ihrem Traditionscafé mit Restaurant und Hotel in Senne, an der B 68/Ecke Bretonische Straße, endgültig der Schlüssel umgedreht. Der Grund dafür: Es gibt, wie das WESTFALEN-BLATT bereits exklusiv berichtete, niemanden in der Familie, der Café, Restaurant und Hotel weiter betreiben will. Deshalb wird das Gebäude demnächst abgerissen. Stattdessen entsteht hier ein Neubau für einen »Plus«-Markt.
In Zukunft weiter betrieben werden dagegen die vier Busch-Filialen an der Brackweder Hauptstraße, der Buschkampkreuzung, in der Windflöte (Primelweg) und in Dalbke (Schlinghofstraße).
»Selbst die Polizei und die Besatzung des Rettungshubschraubers Christoph 13, die ebenfalls zu unseren Stammkunden gehörten, haben uns ungewöhnliche Abschiedsgeschenke gebracht«, sagen Ulrich und Ilse Busch mehr als gerührt. Doch nicht nur die Senner und benachbarten Brackweder verabschiedeten sich in den vergangenen Tagen - manche sogar mit Tränen in den Augen.
»Eine türkische Kundin brachte mir als Dankeschön sogar ein kleines Kästchen«, sagt Ilse Busch tief beeindruckt. Darin: ein goldenes Armbändchen.
Eine bleibende Erinnerung an etwas, was es so voraussichtlich in wenigen Wochen nicht mehr geben wird, überreichte die Christoph 13-Besatzung dem Ehepaar: eine große gerahmte Luftaufnahme mit Widmung vom gesamten »Café Busch«-Areal. Diesem Bild haben sie einen Ehrenplatz in ihrem benachbarten Wohnhaus eingeräumt, das nicht mit abgerissen wird. Hier werden sie mit Ulrich Buschs Vater, Günter Busch, wohnen bleiben.
Ungewöhnlich auch ein weiteres Abschiedsgeschenk. Es ist eine »Urkunde«, mit der die Polizeibeamten der Dienstgruppe A, der Leitstelle und der Kriminalwache Danke sagten. »Ein Stück Heimatgeschichte neigt sich dem Ende«, so steht es auf der »Urkunde«, die Ilse Busch überreicht wurde.
Viele Jahre hätten sie und ihre Mitarbeiter die Beamten sonntags im Frühdienst mit leckeren, belegten Brötchen versorgt und zudem immer Zeit für ein nettes Wort gehabt - selbst im größten Kundenansturm.
Nicht nur die Qualität, sondern in besonderem Maße die Freundlichkeit und Kompetenz der Mitarbeiter hätten dazu beigetragen, dass die Polizei diesen lieb gewonnenen Anlaufpunkt sehr vermissen würde. Schöner kann es kaum ausgedrückt werden!
Ruhe kehrte gestern, »am Tag danach«, in den Räumlichkeiten von Café Busch allerdings noch nicht ein. »Es gibt noch so viel zu tun, dass keine Zeit zum Traurigsein bleibt«, meint Ulrich Busch. Seit dem frühen Morgen schon werden Tisch, Stühle und weiteres Café-Zubehör herausgetragen und in einem Transporter verstaut.
»Ein Teil der Einrichtung ist an jemanden verkauft worden, der in der Nähe von Hannover ein Café aufmachen will«, erklärt Ulrich Busch. »Der Rest wird anschließend abgeholt und geht nach Polen - bis auf einen Tisch, eine Bank und vier Stühle.«
Diese originale Caféhaus-Sitzgruppe hat sich eine Bielefelderin, ein »Senner Kind« des Jahrgangs 1919, reservieren lassen. Sie habe seit ihrer Kindheit sehr persönliche Erinnerung an »Café Busch«, meint die alte Dame. Auch jetzt noch sei sie immer gern dorthin gegangen und habe dreimal Abschied genommen. Beim vorletzten Mal hatte die 85-Jährige dann die Idee, sich als persönliches Andenken um die Sitzgruppe zu bemühen - mit Erfolg.

Artikel vom 02.09.2005