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Die Ehrung des
großen Sohnes

Max-Ernst-Museum öffnet morgen

Von Gerd Korinthenberg
Brühl (dpa). Max Ernst ist zurück: Die rheinische Stadt Brühl, Geburtsort des weltbedeutenden Künstlers und Pioniers des Surrealismus, öffnet morgen ein Museum ganz zu Ehren ihres großen Sohnes.

Es war ein langer und bis heute nicht ganz einfacher Weg, den der in Paris und den USA zu Ruhm gekommene Weltbürger Max Ernst (1891-1976) in die rheinische Provinz zurücklegen musste. Vor Jahrzehnten lehnte Ernst in lang andauerndem Zorn die Ehrenbürgerschaft Brühls ab, nachdem die Stadt ein von ihm geschenktes Bild zur Deckung eines Ausstellungsdefizits verkauft hatte.
Nach langjährig schmalbrüstiger Ehrung mit einem kleinen »Max Ernst Kabinett« hat auch das neue Haus skandalumwitterte Startprobleme: Die neu bestellte und bisher nicht ersetzte Direktorin wurde unlängst im juristisch noch ungeklärten Streit gefeuert und die Eröffnung um vier Monate verschoben. Die wenigen Mitarbeiter verfügen über Zeitverträge und die Möglichkeiten künftiger Ankäufe sowie wichtiger Wechselausstellungen des Museums bleiben bis dato undeutlich.
Doch nun glänzt Brühl in direkter Nachbarschaft seines bedeutenden Barock-Schlosses Augustusburg und des Ernst-Geburtshauses zunächst einmal mit einer imponierenden Präsentation von Kunstwerken. Diese zeigt das facettenreiche Leben des Malers, Grafikers, Bildhauers und Collage-Künstlers in historischer Entwicklung zwischen suchendem Jugendwerk, revolutionärer Dada-Zeit und reifem Surrealismus. Von den derzeit im Max Ernst Museum zu sehenden etwa 300 Werken stammen allerdings 100 »Hochkaräter« als Leihgaben aus Museen und Privatsammlungen.
Etwa 60 wichtige Skulpturen aus dem Privatbesitz von Ernst besitzt das von einer 1991 gegründeten Stiftung aus Stadt, Landschaftsverband Rheinland und Kreissparkasse Köln getragene Haus selbst, dazu mit mehr als 700 Blättern fast das gesamte grafische Werk des Künstlers. Als letzter Coup konnten die 36 »D-Paintings« erworben werden, die Ernst seiner letzten Frau Dorothea jährlich zum Geburtstag schenkte.
So beginnt die Ernst-Entdeckung in dem behutsam sanierten klassizistischen Gebäude eines 1844 errichteten »Vergnügungslokals«, das von dem Kölner Architekturbüro van den Valentyn um einen transparenten gläsernen Eingangsbereich einfühlsam erweitert worden ist, mit Schüler-Karikaturen und einem sensiblen Selbstbildnis des 18-Jährigen.
www.maxernstmuseum.de

Artikel vom 02.09.2005