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Beim Spritpreis ist die
Schmerzgrenze erreicht

Autofahrer genervt, Spediteure geben Kosten weiter

Von Sabine Schulze, Franziska Pohl (Text), Hans-Werner Büscher und Hendrik Uffmann (Fotos)
Bielefeld (WB). Die Autofahrer stöhnen und beginnen über das Radfahren nachzudenken. Mit der jüngsten Erhöhung der Spritpreise um satte acht Cent ist für viele erst einmal eine Schmerzgrenze erreicht - bis man sich an den Anblick von 138,9 Cent für den Liter Normalbenzin gewöhnt hat.

Zu denen, die die neue Preisrunde besonders hart trifft, gehören die Taxifahrer. »Diese hohen Spritpreise sind ärgerlich. Wir brauchen schließlich drei- bis viermal soviel Treibstoff wie der normale Autofahrer«, sagt Nuri Karasu, Vorstandsmitglied der BIETA. Weil Ende März erst die Preise für die Taxifahrten erhöht wurden, sieht er keine Chance, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Karasu überlegt, auf ein gasgetriebenes Fahrzeug umzusteigen: »Einige Kollegen haben es getan und sprechen von einer monatlichen Ersparnis von 40 Prozent gegenüber Diesel.« Im Blick hat er aber auch die allgemeine Konjunktur: »Dafür sind diese Spritpreise ganz gefährlich.«
Von der neuerlichen Preisrunde sind auch die Spediteure betroffen. Allerdings: »Wir werden versuchen, kurzfristig das Diesel-Gleitpreis-Modell durchzusetzen«, sagt Matthias Kunze, geschäftsführender Gesellschafter der gleichnamigen Spedition mit Sitz in Bielefeld, Karlsruhe und Dresden. Mit anderen Worten: Die höheren Kosten werden als Zuschlag auf Transport- und Frachtpreise an die Kundschaft weitergegeben und wieder gesenkt, falls der Diesel erneut billiger wird. »Das wird also zu einer Verteuerung auf der ganzen Linie führen und auf jede einzelne Ware durchschlagen.« Zudem rechnet Kunze, für dessen Spedition 70 eigene Lkw und 150 Subunternehmer auf den Straßen unterwegs sind, mit einer weiteren Verschärfung des Wettbewerbs.
Der gemeine Autofahrer kann kaum ausweichen - ihm bleibt nur, sich jede Fahrt gut zu überlegen, nicht hochtourig zu fahren, auf Kavaliersstarts zu verzichten und Fahrgemeinschaften zu bilden.
Die Beschimpfungen der Tankstellenpächter halten sich jedoch in Grenzen. »Der eine oder andere stöhnt schon mal, dass eine Flasche Cola billiger ist«, sagt Dieter Schulz von der Westfalen-Tankstelle an der Eckendorfer Straße. Aber die Kunden seien über die Zusammenhänge informiert, achteten genau auf die Preise und schlügen bei jeder Abwärtsbewegung zu.

Artikel vom 02.09.2005