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Antonica kann wieder lächeln

Bielefelder Mediziner helfen zwölfjährigem Mädchen aus Angola


Bielefeld (hu). Ihr Gesicht und ihr Oberkörper sind immer noch von den schweren Brandwunden gezeichnet, die sie in ihrem Heimatland Angola erlitten hatte, als eine umgefallen Kerosinlampe einen Brand auslöste. Und doch lächelt Antonica heute wieder - mal schüchtern, mal verschmitzt. Dass dies möglich ist, ist das Verdienst der Ärzte und Pfleger der Städtischen Klinik Mitte.
Bereits im Mai war das Mädchen nach Deutschland gekommen, vermittelt hatte den Kontakt die Organisation Friedensdorf, die Hilfe für Kinder aus Kriegs- und Krisenregionen leistet. »Die Organisation war mir aus früheren Fällen bekannt«, sagt Dr. Hisham Fansa, Chefarzt für Plastische Chirurgie des Krankenhauses, der Antonica behandelte.
Damals waren ihre schweren Verletzungen nur sehr primitiv versorgt, die Verbände unzureichend und die Wunden infiziert, schildert Dr. Simone Brüner, die die anspruchsvollen Operationen mit durchführte. Antonica hatte derbe Narbenzüge um den Mund, Verletzungen an beiden Ohren, große offenen Wunden am Hals und auf der rechten Seite des Brustkorbes. »Wir mussten sie erst aufpäppeln, auch psychisch.« Ganz alleine war Antonica nach Deutschland gekommen, ohne die Sprache zu beherrschen.
In der Klinik, so Physiotherapeutin Dora Reichelt, habe sich jedoch das gesamte Pflegepersonal liebevoll um das verschüchterte Mädchen gekümmert. Sie selbst hatte schnell einen Draht zu der Zwölfjährigen - Dora Reichelt stammt aus Brasilien, ihre Muttersprache ist wie Antonicas Portugiesisch.
Während einer ersten Operation im Mai, erläutert Simone Brüner, wurde Narbengewebe abgetragen und Haut, die von Oberschenkel und Gesäß entnommen wurde, an die verbrannte Stellen transplantiert. Bei der zweiten Behandlungsphase, in der Antonica jetzt für etwa zwei Wochen in der Klinik Mitte ist, sollen vor allem die Narben am Körper und am Mund so behandelt werden, dass sie sich ungehindert bewegen kann. »Ohne die Behandlung hätte sich Antonica in einigen Jahren an den betroffenen Stellen kaum noch bewegen können, weil die vernarbte Haut verhärtet«, so Chefarzt Hisham Fansa.
Bislang verläuft die Behandlung sehr erfolgreich, die transplantierte Haut ist ohne Komplikationen eingeheilt. Ob eine dritte Operation notwendig ist, steht derzeit noch nicht fest. Sicher ist jedoch jetzt bereits: In ihrer Heimat wird sie anschließend wieder ein fast normales Leben führen können.

Artikel vom 02.09.2005