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»Tierisch genervter« Haas kämpfte für nichts

Auch Grönefeld gescheitert - Kiefer der letzte deutsche Tennis-Mohikaner in New York

New York (dpa). In der Geisterstunde von Flushing Meadow hat Thomas Haas eine große Chance leichtfertig verspielt. »Tierisch genervt« und von allen guten Geistern verlassen schied der Vorjahres-Viertelfinalist in der dritten Runde der US Open in New York aus. Einfach nicht zu fassen: Thomas Haas verzweifelte in seinem Match gegen Robby Ginepri. Foto: dpa
Der Deutsche schimpfte nach der 5:7, 7:6 (7:3), 4:6, 6:2, 3:6-Pleite gegen den Amerikaner Robby Ginepri: »Da kämpft man dreieinhalb Stunden, und am Ende ist es doch für nichts.«
Weil auch Anna-Lena Grönefeld in Runde drei mit 5:7, 3:6 gegen die Französin Amelie Mauresmo den Kürzeren zog, war Nicolas Kiefer der letzte Mohikaner aus dem 14 Tennisprofis großen deutschen Aufgebot in New York. Der Hannoveraner kämpfte in der Nacht zum Montag gegen Arnaud Clement aus Frankreich um den Einzug ins Achtelfinale.
Dass Haas nach dem Fünfsatz-Krimi, der erst 32 Minuten nach Mitternacht entschieden war, mit leeren Händen da stand, hatte er sich selbst zuzuschreiben: »Ich habe teilweise sehr gut gespielt, teilweise aber auch unheimlich blöde Fehler gemacht«, gestand er.
Dabei hatte das Match im riesigen Arthur-Ashe-Stadion prächtig begonnen. Sofort glückte ihm ein Break, die Partie schien nach Wunsch zu laufen, obwohl Haas wie zuletzt so oft unter Flutlicht Probleme mit den Augen hatte. Als Ausrede sollte dieses Handicap aber nicht dienen. Nicht ein Mal konnte Haas sein Break »bestätigen«, wie er es nannte. »Es bringt doch nur etwas, wenn man danach seinen Aufschlag durchbringt.« Das aber ging jedes Mal daneben.
»Dennoch habe ich immer gedacht, dass ich irgendwie noch gewinnen werde«, versicherte er. Doch im achten Spiel des fünften Satzes wurde das Aus zur bitteren Gewissheit. Bei eigenem Aufschlag konnte Haas einen 0:30-Rückstand zwar egalisieren. Dann aber leistete er sich einen Doppelfehler und schlug eine Vorhand ins Aus. Es blieben ihm 40 000 Dollar Preisgeld und 15 Ranglistenpunkte.
Anna-Lena Grönefeld hat noch ein Eisen im Feuer. An der Seite der 28 Jahre älteren Martina Navratilova ist die 20-Jährige aus Nordhorn im »Doppel der Generationen« im Geschäft. Ein Trost für das Ausscheiden gegen Mauresmo stellte das nicht dar. Die blonde Wahl-Amerikanerin, die in einem Trainingscamp in Phoenix/Arizona lebt, konnte ihre Enttäuschung nur mühsam im Zaume halten.
Nicolas Kiefer machte es in seinem Fünfsatz-Krimi gegen den Tschechen Radek Stepanek besser. Er kämpfte sich nach 3:32 Stunden in der zur Daviscup-Generalprobe erklärten Partie zu einem 4:6, 4:6, 6:4, 6:3, 6:3-Erfolg. Seine stoische Ruhe täuschte aber: »Früher wäre ich wahrscheinlich durchgedreht.«

Artikel vom 05.09.2005