05.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 


Schumacher steigt vom Thron

Formel 1: Montoya gewinnt den Großen Preis von Italien vor Alonso

Monza (dpa). Fernando Alonso hat den erneut leer ausgegangenen Formel-1-König Michael Schumacher nach fünf Titeln in Serie vom Thron gestürzt und kann sich in einer Woche in Belgien bereits zum neuen Weltmeister krönen.
Beim Großen Preis von Italien in Monza profitierte der auf Sicherheit fahrende Renault-Pilot einmal mehr vom Pech seines ärgsten Widersachers Kimi Räikkönen im »Silberpfeil« und baute als Zweiter hinter Juan Pablo Montoya im zweiten McLaren-Mercedes seinen Vorsprung in der WM-Wertung auf 27 Punkte aus. Beim nächsten Rennen in Spa benötigt Alonso vier Punkte mehr als Räikkönen, um erstmals den Titel einzufahren.
Der nach dem dritten Motorenwechsel in dieser Saison trotz überragender Qualifikationsbestzeit nur als Elfter gestartete Finne wurde im Rennen auch noch von Reifenproblemen gebremst. So musste er mit dem vierten Platz seine Titelhoffnungen so gut wie begraben. »Es ist alles schief gelaufen, was schief laufen konnte«, sagte der Finne. Und Alonso? »Der zweite Platz ist gut, solange ich vor Kimi bin«, sagte der Spanier.
Der entthronte Schumacher enttäuschte beim Ferrari-Heim-Grand-Prix erneut und konnte als Zehnter noch nicht mal einen Punkt einsacken. »Ich habe nicht mehr zu sagen, als dass wir generall zu langsam waren«, sagte der 36-Jährige. »Es kann sich jeder selbst ausrechnen, dass wir nicht gerade überhappy sind.« Sein Bruder Ralf im Toyota holte als Sechser zumindest vier Zähler.
Die Krone kann sich Alonso nun beim letzten Europarennen aufsetzen lassen - als bislang jüngster Weltmeister. 103 Punkte hat der 24-Jährige in der Fahrerwertung, Räikkönen kommt auf 76 Zähler, Schumacher bleibt bei 55. Damit hat der siebenmalige Weltmeister keine Chance mehr auf die Titelverteidigung: »Ich bin eigentlich überrascht, dass ich überhaupt so lange Weltmeister gewesen bin.«
Beim problemlosen Start im Autodromo di Monza konnte der trainingsschnellste Montoya seine Spitzenposition vor Alonso und dem Briten Jenson Button (BAR-Honda) behaupten. Der vom sechsten Platz ins Rennen gegangene Schumacher musste gleich auf der ersten Runde seinen Teamkollegen Rubens Barrichello (Brasilien) vorbei ziehen lassen, kurz darauf auch den zuvor von ihm überholten Jarno Trulli (Italien/Toyota). »Iceman« Räikkönen blieb unterdessen lange im Feld stecken und hatte rasch einen Rückstand von zwanzig Sekunden.
Nach Alonsos erstem Boxenstopp kam es dann in der 20. Runde zum direkten Duell der beiden WM-Widersacher, als sich der Spanier vor dem mit deutlich mehr Benzin gestarteten Räikkönen einreihte. Nur eine Runde dauerte es, bis der Finne den Spitzenreiter passierte und mit Top-Zeiten auch den Rückstand auf Montoya verringerte, ehe er selbst zum ersten Mal (25. Runde) an die Box fuhr.
Nur vier Runden darauf musste das linke Hinterrad gewechselt werden, ehe sich Räikkönen kurz vor dem Ziel auch noch einen Dreher leistete. »Für mich ist er trotzdem der Fahrer des Tages«, meinte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug und hofft auf ein Ende der Pechsträhne des 25-Jährigen: »Wir kämpfen bis zum Schluss.« Teamchef Ron Dennis pflichtete ihm bei: »Wir können noch Weltmeister werden.«
Unterdessen konnte Montoya in dem erst in der Schlussphase wieder spektakulären Rennen unbeirrt seine Runden zum zweiten Saisonsieg drehen, hatte allerdings am Ende ebenfalls mit Reifenproblemen zu kämpfen. In 1:14:28,659 Stunden fuhr der Kolumbianer als erster durchs Ziel. »Ich musste so langsam wie möglich fahren«, meinte Montoya, der vor vier Jahren an gleicher Stelle seinen ersten Sieg gefeiert hatte.

Artikel vom 05.09.2005