02.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zwölf Stunden Pep und
Witz im und ums TAM

Saisonauftakt: Theaterensemble feiert mit den Bürgern

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Das wird ein Fest! Zwölf Stunden lang, von 14 bis 2.00 Uhr in der Nacht, sprüht an diesem Samstag das Theater Bielefeld vor Witz und Phantasie. Erstmals seit 22 Jahren wieder wird der Saisonauftakt groß gefeiert. Die ganze Stadt ist eingeladen!

Die Freude der Schauspieler, Musiker, Sänger und Tänzer, endlich wieder spielen zu dürfen, ist so riesengroß, dass Intendant Michael Heicks auch ein zweieinhalbtägiges Festivalprogramm hätte zusammenstellen können: Das Ensemble rannte ihm die Bude ein, um alle Ideen anzupreisen. Komprimiert auf zwölf Stunden, ist kultureller Hochgenuss garantiert - die Darbietungen haben Pep, sind witzig und informativ, sorgen für beste Laune und wollen überraschen, sie unterhalten Klein und Groß.
Nur Speisen und Getränke kosten eine Kleinigkeit, ansonsten feiern die Bürger mit den Künstlern bei freiem Eintritt. Der Alte Markt swingt zu den Rhythmen der »Jazzkantine« (20 Uhr), und die Brass-Sektion der Bielefelder Philharmoniker will den Platz gar zum Kochen bringen (14.30 Uhr).
Wer möchte, ersteigert ein tolles Kostüm aus dem Fundus (15.30 und 17.15 Uhr) oder lässt sich im Shop bei Ines Buchmann und Mathias Reiter zum Theaterhelden eigener Wahl stylen - Schnappschuss für daheim inklusive (15 Uhr). Kinderschminken (15 Uhr) gehört dazu, genauso wie die »Shademakers«, die zweimal auftreten, zunächst am Tag (14.30 Uhr), dann aber in noch nie gesehenen Nachtkostümen (19.30 Uhr).
Was immer die Besucher wünschen - schwupps! - die Tanzkünstler improvisieren zum Thema (15.30/17.30 Uhr). Oder Sie werden Ohrenzeuge einer richtigen Probe mit dem Opernchor und Hagen Enke (16 Uhr). Der Chor tanzt (17.50 Uhr), und Mozart trifft Weill (18.30 Uhr). Wer Witz, lokalen Klatsch und Satire mag, ist bei der Spezialausgabe der »Bielefeld Home Show« (22 Uhr) bestens aufgehoben, wer bei Musik der 20er Jahre ausflippt, bitte sehr: 15.30 Uhr im TAMzwei (dem früheren TAMoben).
Überm TAM, dort, wo mit Beginn der Saison künstlerisch deutlich mehr möglich wird als »nur« Uraufführungen und Autorentheater, nimmt die Wienerin Therese Berger ihr Publikum mit ins »Wiener Café«, um ihm Spezialitäten und Literatur (15/16.15/17.30/ 18.30 Uhr) zu servieren. Unterdessen lesen Oliver Baierl und Nicole Paul im »Stahlberg« Tucholsky an der Theke (15 Uhr) und führen im »Lorca« Andreas Hilscher und Max Grashof Kneipengespräche mit Rimbaud und Verlaine (15 Uhr). Stefan Gohlke hantiert in der Werkstatt mit Worten (und Balladen; 15 Uhr), und wenn Sie mal austreten müssen, meine Dame: Immer hineinspaziert ins Männerklo (15 Uhr), auf dem John Wesley Zielmann (neu im Schauspielensemble) T.C. Boyle rezitiert.
Das ist aber lange nicht alles. Alle Räume des TAM und das Areal rundum, auch »Wernings Weinstuben«, öffnen sich ihren Gästen, um ihnen zu beweisen: Kultur macht Spaß. Wie gesagt: bis zwei Uhr nachts. Eine Woche nach dem festlichen Auftakt mit den Theater- und Konzertfreunden in der Oetkerhalle entflammen nun Intendant Heicks, die Künstler und das technische Personal die ganze Stadt für ihr Haus.

Artikel vom 02.09.2005