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»Mond borgt sein Licht noch von der Sonne«

Sternenhimmel im September - Sommerdreieck steht

Von Reinhard Wiechoczek
Paderborn (WB). Der Monat September geleitet die Sonne aus unserer erdgebundenen Perspektive zunächst durch das Sternbild Löwe und führt sie am 16.9. um 20.00 Uhr hinüber zur Jungfrau. Hier kreuzt unser Heimatstern am 23.9. um 0.23 Uhr den Äquator in südlicher Neigung, Herbstanfang: Genau diese Nacht ist so lang wie der Tag.

Danach werden die Tagbögen der Sonne auf der Nordhalbkugel bis zum Winteranfang immer kürzer. Am abendlichen Himmel erstreckt sich jetzt die Milchstraße vom südwestlichen Schützen über den Adler zum Schwan, durch den Zenit, streift den Cepheus und steigt mit Cassiopeia hinab zum nordöstlichen Perseus und zum noch tieferen Fuhrmann. Am Nordhorizont bewegt sich der Große Wagen rückwärts zirkumpolar, das heißt, scheinbar um den Polarstern kreisend, ohne unter den Horizont zu geraten.
Zwischen Großem Bär (gleichbedeutend Großer Wagen) und dem Kleinen Wagen windet sich der Drache, dessen Kopf zu Hercules schaut. Der weite Südwesthorizont gehört dem Schlangenträger. Noch steht das Sommerdreieck mit Wega, Deneb und Atair hoch am Westhimmel, aber ebenso beansprucht das Herbst-»Viereck« Pegasus ein weites Areal am Osthimmel und leitet zur Andromeda über. Hier befindet sich unsere Nachbargalaxis M31, der Andromeda-Nebel in 2,5 Mio. Lichtjahren Raumtiefe.
Venus ist nach Sonnenuntergang horizontnah als Abendstern -4.2m hell im Sternbild Jungfrau zu sehen, wo sich in der ersten Monatshälfte auch Jupiter mit -1.7m aufhält, um sich alsbald vom sichtbaren Himmel zu verabschieden. Mars wechselt am 22.9. aus dem Widder in den Stier und steigert seine Helligkeit auf -1.7m, das heißt Jupiterhelligkeit.
Der Erdtrabant steht am 3.9. (20.45 Uhr) als Neumond im Löwen, das Erste Viertel weilt am 11.9. (14.37 Uhr) im Skorpion, der Vollmond ziert am 18.9. um 4.01 Uhr den Wassermann und das Letzte Viertel präsentiert sich am 25.9. um 8.41 Uhr im Stier.
Gemäß aktuell publizierten Daten glauben 92 Prozent der Deutschen an die »Macht des Mondes«, also an einen direkten Einfluss auf das Leben des Individuums. Dieser Nonsens entsteht, wenn man von Astronomie nichts, von Esoterik um so mehr kennt, und keinen Begriff davon hat, wie die Zusammenhänge tatsächlich sind. Der Mond ist mitverantwortlich für die Entstehung von Leben auf der Erde, indem er die astronomischen Parameter der Erde quasi als Doppelplanet mitbestimmte. Das allerdings ist eine Wissenschaft, die sich den Phantasten nicht erschließt. Raymond Walden schreibt zutreffend in seinen »Sentenzen von Freiheit«: »Der Mond borgt sein Licht von der Sonne und bringt damit, kann man es glauben, Scharen um den Verstand.«

Artikel vom 01.09.2005