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Schruff hat es drauf

US Open: In Runde drei wartet Scharapowa

New York (dpa). Es gibt sie noch, die guten Nachrichten von den deutschen Tennisprofis. Für eine noch dazu überraschende sorgte bei den US Open Julia Schruff, die in New York zum ersten Mal in ihrer jungen Karriere die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers erreichte.

»Dass sie so super durchspielt, habe ich nicht erwartet«, sagte Fedcup-Chefin Barbara Rittner nach dem sicheren 6:2, 6:3-Erfolg ihres Schützlings in 66 Minuten gegen Lisa Raymond aus den USA, die in der Weltrangliste immerhin 23 Plätze besser eingestuft ist.
Obwohl das Turnier so ganz anders ist als sie, spielt die 23- Jährige liebend gern im lauten und hektischen Flushing Meadow. Das mag daran liegen, dass sie sich im Vorjahr erfolgreich durch die Qualifikation kämpfte und danach die erste Partie im Hauptfeld erfolgreich zu Ende brachte.
Diesmal ist es wie bei Fedcup-Kollegin Anna-Lena Grönefeld, die in der Nacht zum Freitag auf die Französin Virginie Razzano traf, schon eine Runde mehr. Der bescheidenen Stuttgarterin wären sogar noch mehr Siege zuzutrauen, wenn nicht ausgerechnet Maria Scharapowa ihre nächste Gegnerin wäre.
Die Russin ist die Nummer zwei der Welt - Schruff wird auf Position 87 notiert. Alles spricht für eine klare Angelegenheit gegen die nicht weniger blonde, aber mit 1,66 Metern 17 Zentimeter kleinere Fedcup-Spielerin. »Ich will alles rausholen und Maria nach Kräften fordern«, sagt Julia Schruff vor dem vermeintlich ungleichen Duell. Noch nie hat sie auf dem Center Court gespielt, aber »eine Klatsche wie sie Scharapowas erste Kontrahentinnen kassiert haben«, fürchtet sie nicht. Zu recht, wie Barbara Rittner meint: »Julia hat doch nichts zu verlieren, sie soll rausgehen und Spaß haben. Dann kann sie eine Menge lernen.«
So wie beim Aufstiegskampf gegen Kroatien, als sie nach dem ersten Einzel weichen musste. Aber sie hat die Argumente der Fedcup-Chefin gehört, verstanden und sich nicht in den Schmollwinkel verzogen. Im Training mit Vater Gerhard hat sie hart gearbeitet. Der Erfolg war gegen Lisa Raymond eindrucksvoll zu sehen. Selbstbewusst und »taktisch erstaunlich klug«, so Rittner, setzte sie die Amerikanerin mächtig unter Druck. »Ich wollte sie gar nicht zur Entfaltung kommen lassen, damit die Zuschauer kein Oberwasser bekommen.«
Gegen Maria Scharapowa dürfte das schwerer werden. »Aber auch wenn sie mit 1:6, 1:6 verliert, wird sie eine Menge mitnehmen können«, sagte Rittner. Und wenn es total schief geht, wird Julia Schruff daran auch nicht zerbrechen. Mit Mutter Ingrid wird sie dann eine gepflegte Partie Backgammon spielen und sich über den gesicherten Platz im Hauptfeld des nächsten Grand-Slam-Turniers in Melbourne freuen.

Artikel vom 02.09.2005