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Ein Künstlerprojekt der Superlative

20 Jahre »Artists Unlimited«: Prachtvolle Ausstellung im Hochbunker


Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). »Artists Unlimited« ist in mehr als einer Hinsicht eine echte Rarität. Zum 20-jährigen Bestehen des Künstlerprojekts findet am Wochenende eine große Ausstellung im Hochbunker an der Neustädter Straße statt, die morgen um 19 Uhr eröffnet wird.
Wo gibt es das sonst? »Die 25 Mitglieder von ÝArtists UnlimitedÜ gewähren regelmäßig Gastkünstlern aus aller Welt ein Stipendium von 600 Euro monatlich und unterhalten ohne Fremdmittel ein Atelier und eine Galerie«, sagt Gabriele Undine Meyer mit berechtigtem Stolz. Als »AU« vor 20 Jahren die Industriebrache an der Ecke Victoria-/August-Schröder-Straße bezog, glaubten viele an eine Eintagsfliege. Es kam anders, und mit Julio Cesar Moreno aus Esteli/Nicaragua lässt sich jetzt der 65. Gast von der Bielefelder Atmosphäre zu Kunst inspirieren.
Jedes »AU«-Mitglied, das im Bunker ausstellt, präsentiert auch einen »Paten«, Künstler, die am Teuto zu Gast waren oder es noch sein werden. Vom Video bis zum Cartoon ist auf drei Etagen (draußen gibt's ein Café) ein Querschnitt durch die Kunst zu sehen.
Timo Nentwig hat aus 870 Pappteilen - »alles in Handarbeit!« - ein »Rhizom« zusammengeheftet, ein aus der Botanik bekanntes Wurzelsystem. Jana Duda stellt sich auf Fotokopien im Kontext ihrer Elektropop-Band »Punk Soul Loving Bill« vor, Gereon Inger reproduziert Kinderbilder von »Artists«-Mitgliedern per Tintenstrahldrucker auf Laserfolie, die dann mit Staub »gepudert« werden. Und der Archäologe und Künstler Daniel Bérenger offenbart sein Faible für den Franzosenrocker und Schauspieler Johnny Hallyday.
Eine exzellente Schau, sinnlich, witzig, intelligent und facettenreich. Die Lust am Schauen ist sofort geweckt. Und dann gibt es noch einen prächtigen Jubiläumsband: »Artists Unlimited 20+« (242 Seiten; Kerber-Verlag) ist eine Chronik, so einzigartig wie das ganze Projekt, das Bielefelds Kulturszene seit 20 Jahren bereichert. Interviews, erhellende Texte, Statistiken - alles da.
Bei soviel Pracht macht die Eröffnungsfeier keine Ausnahme. Lassen Sie sich überraschen - nicht zuletzt von der Performance der Südafrikanerin Bridget Baker!

Artikel vom 01.09.2005