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100-Meter-Flamme über Espelkamp

Millionenschaden bei Großbrand einer Chemiefabrik - Keine Menschen verletzt

Von Felix Quebbemann und Michael Nichau (Text und Fotos)
Espelkamp (WB). Eine etwa 100 Meter hohe Stichflamme ist gestern Morgen gegen 8 Uhr über Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) in den Himmel geschossen. Das Bild erinnerte an ein brennendes Ölfeld. Das Feuer war in der Firma Stanger Lackchemie im Industriegebiet-Nord in Espelkamp ausgebrochen.
Zahlreiche Einsatzfahrzeuge näherten sich der dunklen Rauchsäule über Espelkamp.

Als der Notruf die Feuerwehr Espelkamp um kurz nach 8 Uhr erreichte, brannten die Produktionshalle und das Lager bereits in voller Ausdehnung
Nur wenige Minuten später explodierte das Rohstofflager mit mehreren Tanks. Steine aus der Gebäudemauer wurden auf und über die Straße geschleudert. Die Rettungskräfte brachten sich vor den umherfliegenden Trümmern in Sicherheit. Wie durch ein Wunder wurde bei dem Feuer niemand verletzt. Der Sachschaden jedoch geht in die Millionen.
Die Flammen griffen von der Firma Stanger auch auf das benachbarte Textilien-Unternehmen Pianka über und zerstörten dort die Produktionshalle. Auch das Bürogebäude wurde beschädigt. Eine Zerstörung der ebenfalls benachbarten Unternehmenshalle von Busse Heizplattentechnik konnte verhindert werden. Dort entstand lediglich geringer Schaden an den Produktionsgebäuden.
»Wir hörten nur einen Knall und sind dann nach draußen gelaufen. Und da haben wir das Feuer gesehen«, erklärte Augenzeuge Lars Steinkamp. »Das ging alles ganz schnell«, sagte Polizeibeamter Norbert Hoppmann. Er war in unmittelbarer Nähe, als die ersten Rohstofftanks explodierten. »Eine Steinwand ist direkt neben mir zusammengebrochen.«
Es war ein anstrengender Einsatz für die Rettungskräfte. Mit Atemschutzgeräten kämpften sie sich zu den Flammen vor. Polizeipressesprecher Klaus-Peter Lauterbach lobte die Zusammenarbeit zwischen den Rettungskräften. Die Kommunikation zwischen der Feuerwehr, der Polizei und den zuständigen Ämtern habe einwandfrei funktioniert. Auch dies sei sicherlich ein Grund dafür, dass dieser Großbrand keine Verletzten oder gar Tote gefordert habe.
Die Polizei hatte umfangreiche Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet, da befürchtet wurde, dass die Flammen sich auch noch auf weitere Industrieanlagen ausbreiten würden. Dies war glücklicherweise nicht der Fall.
Wehrführer Reiner Hußmann erklärte zudem, dass eine Löschwasserrückhaltung stattgefunden habe und dafür ein Klärwerk in der Nähe zuständig gewesen sei. Im Einsatz waren auch das Deutsche Rote Kreuz sowie der Rettungsdienst aus den benachbarten Kommunen. Darüber hinaus wurde auch die Hilfe des Technischen Hilfswerkes angefordert.
Auf mehrere Millionen Euro wird der Schaden geschätzt, so der Leiter der Espelkamper Polizei, Volker Pfeiffer. Noch bis in den späten Nachmittag hinein wurden vereinzelte Brandnester bekämpft. Darüber hinaus wurde eine Brandwache abgestellt. Der Unfallort wurde beschlagnahmt, da die Brandursache noch unklar ist. Am heutigen Donnerstag werden Beamte der Kriminalpolizei vor Ort die Untersuchungen fortführen.
Gefasst gab Andreas Deranco, Inhaber und Geschäftsführer der Firma Stanger Lackchemie, einen ersten Sachstandsbericht: »Zum Zeitpunkt der Brandentstehung hielten sich zwei Mitarbeiter in der Lagerhalle auf, in der auch das Feuer entstanden ist. Einer der Mitarbeiter hat mir erzählt, dass es einen Knall gegeben habe. Dann habe es auch schon gebrannt.« In der Firma waren zuletzt 55 Mitarbeiter beschäftigt.

Artikel vom 01.09.2005