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Gefühle der
eiskalten Frau

Lea Mornar als Killerin im ARD-Film

Von Patrick Poch
ARD, 23.35 Uhr: Es gibt Filme, die sind nett anzuschauen, die unterhalten. Und es gibt Filme, die fordern den Zuschauer, greifen nach Aufmerksamkeit.
Die Einsamkeit der angeblich eiskalten Killerfrau: Lea Mornar spielt die Anna.Foto: ARD

Filme mit Bildern und Szenen, die außergewöhnlich sind. Packend, düster, cool und doch mit viel Gefühl. »Such mich nicht« ist so ein Film, der herausfällt aus dem deutschen Fernseh-Einerlei. Dass das Debütwerk von Jung- Regisseur Tilman Zens (30) so auffällt, liegt nicht nur an Alexander Bureschs cleverem Drehbuch oder der kühnen Bildsprache von Kameramann Daniel Möller. Es liegt insbesondere an dem intensiven Spiel der Lea Mornar.
Die gebürtige Kroatin überzeugt in einer Rolle, die für gewöhnlich nur von Männern gegeben wird: Lea Mornar spielt die Auftragskillerin Anna. Lewin (Udo Schenk) gibt ihr Geld, sie sucht das Opfer und liquidiert es. Scheinbar eiskalt. Denn tief in ihrem Innern leidet sie unter der Einsamkeit. Dann trifft sie Lino (Stipe Erceg) und verliebt sich, obwohl sie das nicht zulassen will. So gerät ihr bisheriges Leben aus den Fugen: Ein Auftrag geht schief, sie wird enttarnt und nun zur Gejagten. Sie taucht bei Lino unter und will aussteigen. Ihr Auftraggeber Lewin will sie nur unter der Bedingung ziehen lassen, dass sie einen letzten Job übernimmt: Lino töten.
Die Evolution hat Frauen dazu bestimmt, Leben zu geben, nicht zu nehmen. In »Such mich nicht« gelten andere Regeln. »Das hat mich primär an der Figur gereizt«, verrät Regisseur Zens. »Dazu noch ihr Kampf gegen die Einsamkeit.« Solche Rollen, die an Filme wie »Nikita« oder »Der eiskalte Engel« erinnern kann nicht jeder spielen. Lea Mornar kann.
Die Einsamkeit ist Lea Mornar bestens vertraut, wenn auch mit anderem Hintergrund: Sie ist erst 17 Jahre alt, als sie mit Hilfe der Caritas 1991 ihre Heimatstadt Split verlässt. Sie tingelt durch Europa: Rom, München, London, Paris, Berlin. Babysitter- und Modeljobs reichen für das Nötigste. Dann entdeckt sie die Schauspielerei für sich. Ein paar Videoclips , Werbungen und Kurzfilme. Sie kann noch kein Wort Deutsch, bekommt aber 1998 neben Heike Makkatsch eine Hauptrolle in Detlev Bucks »Liebe Deine Nächste«. Ein Star über Nacht.
Doch den Klatsch und Tratsch der bunten Blätter meidet Mornar wie der Regenwurm die Sonne. Sie ist kein Anziehpüppchen, sondern ein politisch bewusster Mensch, den es stört, wie sich ihre Wahlheimat in Berlin-Prenzlauer Berg verändert. Vielleicht wird sie deshalb bald wieder aufbrechen. Zurück lässt sieƊ intensive Film- und TV-Auftritte, demnächst im Film »Nike« mit Anna Maria Mühe.

Artikel vom 01.09.2005