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Zeitlos schön ins Rentenalter

Schauspielerin Raquel Welch wird 65 - kleine Rollen, große Wirkung

Von Carla S. Reissman
New York (dpa). Raquel Welchs Filme haben nicht mal viele ihrer treusten Fans gesehen, trotzdem wurde sie durch eine Rolle unsterblich: Als Höhlenmädchen Loana in dem Streifen »Eine Million Jahre vor Christus« (1967) erschien sie nur in ein paar strategisch platzierte Felllappen gekleidet.

Ihr gut gebauter Körper im prähistorischen Bikini katapultierte sie zum Sexsymbol der 60er und 70er Jahre. Durch schauspielerische Leitung überzeugte sie selten. Bis heute gilt der Kurvenstar mit den feurigen Samtaugen und dem kastanienbraunem Haar als zeitlose Schönheit. Raquel Welch wird am kommenden Montag 65 Jahre alt.
Als echte Amerikanerin entstammte Welch, die 1940 in Chicago als Jo Raquel Tejada zur Welt kam, einem Nationalitäten-Gemisch: Ihr Vater Armando Carlos Tejada war ein aus Bolivien eingewanderter Ingenieur französisch-spanischer Herkunft, ihre Mutter Josephine Sarah Hall konnte ihre englisch-schottischen Vorfahren angeblich bis zum ersten Immigranten-Schiff »Mayflower« zurückverfolgen. Schon als kleines Mädchen nahm Raquel Theater- und Ballet-Unterricht und gewann als Teenager zahlreiche Schönheitswettbewerbe.
Mit 19 heiratete sie ihren Schulfreund James Westley Welch, mit dem sie zwei Kinder, Damon und Tahnee, bekam. Nach nur vier Jahren Ehe hatte sie die Nase voll, ließ sich scheiden und schlug sie sich als Fotomodell, Cocktail-Kellnerin und Wetter-Fee bei einer TV-Station durch. 1964 landete sie eine bescheidene Rolle in dem Elvis-Presley-Film »Roustabout« (»König der heißen Rhythmen«).
Obwohl Welch nach ihrem Höhlenfilm-Erfolg mit Hollywood-Größen drehte - darunter den Western »Bandolero« an der Seite von James Stewart und den Krimi »Lady in Cement« mit Frank Sinatra - wurden ihr die wirklich anspruchsvollen Rollen vorenthalten. Das lag sicher daran, dass ihre Bikini-Fotos auf zahlreichen Titelseiten europäischer und amerikanischer Magazine vor allem ihre Kurven propagierten. 1966 wurde sie vom US-Magazin Life zur »meist fotografierten Frau des Jahres« gekürt. In späteren Jahren versuchte sie vergeblich, dieses Image wieder loszuwerden.
Ihre Gagen konnten sich jedoch sehen lassen: Bis zu einer Million Dollar steckte sie schon in den 60er Jahren ein und investierte das Geld sehr vorausschauend in ihre eigene Produktionsfirma. Ihr komödiantisches Talent bewies sie in dem Streifen »Die drei Musketiere«, für den sie 1973 einen Golden Globe bekam.
Mit den Männern hatte Welch kein Glück: Nach vier Scheidungen - zuletzt 2003 von dem Restaurantbesitzer Richard Palmer - ist sie im Rentenalter wieder solo. »Ich kann es nicht ausstehen, wenn mein Ehemann mich betrügt. Ich bin schließlich Raquel Welch, verstanden?«, lautet eines ihrer berühmtesten Zitate. In den 80er Jahren versuchte sie ihr Glück als Sängerin und Broadway-Schauspielerin - mit mäßigem Erfolg. Ihre Fitnessvideos und -ratgeber kamen dagegen an.
Welchs Sex-Appeal ist bis heute unumstritten: Das US-Magazin Empire zählt sie zu den »100 Sexiest Stars« der Filmgeschichte (Platz 18). Playboy-Herausgeber Hugh Hefner, der sie »magisch« anziehend fand, setzte sie auf seiner Liste des Jahrhunderts sogar auf Platz drei. Dass sie sich im Alter ihre berühmte Ausstrahlung bewahrt hat, zeigte sie zuletzt in dem Film »Natürlich Blond« (2001). Der 29-jährigen Hauptdarstellerin Reese Witherspoon steht sie darin in nichts nach.

Artikel vom 01.09.2005