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Am Rathaus
bröckelt und
bröselt es

Fassade wird zum Sanierungsfall

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Es steht schlecht um Bielefelds historische Gebäude. Nicht nur die Sparrenburg ist marode. Auch die Rathausfassade wird für den zuständigen städtischen Immobilienservicebetrieb (ISB) immer mehr zum Problemfall. Doch Geld für eine Komplettsanierung ist nicht in Sicht.

Bei der gerade abgeschlossenen Sanierung einiger Fialen, spitz auslaufender Türmchen an der von der Weserrenaissance inspirierten Fassade, wurde offenbar: Es bröselt und bröckelt an allen Enden. »Beim verwendeten Sandstein sind Auflösungserscheinungen deutlich erkennbar«, berichtete Wilhelm Tucholski, beim ISB für das Baumanagement verantwortlich, gestern vor Kommunalpolitikern im zuständigen Werksausschuss. Die Ursache scheint klar: »Sandstein ist für Umwelteinflüsse besonders anfällig.« Der Bauzustand werde deshalb künftig anhand digitaler Aufnahmen regelmäßig überprüft. Dabei sind Abbrüche millimetergenau nachvollziehbar.
Eine Komplettsanierung der Fassade des 1987 als Denkmal eingetragenen Gebäudes konnte Baudezernent Gregor Moss allerdings nicht in Aussicht stellen: »Der Stadt fehlt das Geld, und auch an Landeszuschüsse ist nur schwer heranzukommen.« Moss versprach aber, das Thema bei seinem nächsten Termin im zuständigen Düsseldorfer Ministerium anzusprechen.
So wird wohl Schritt für Schritt saniert. Für die jetzt instandgesetzten Fialen standen 50 000 Euro zur Verfügung. Zur Sanierung war es aber auch nur deshalb gekommen, weil sich ein Türmchen gelöst hatte und in die Tiefe gestürzt war (das WESTFALEN-BLATT berichtete).
Hartmut Meichsner (CDU), Werksausschuss-Vorsitzender und Kenner der Baugeschichte des 1904 eingeweihten Rathauses, sorgt sich um die zahlreichen Verzierungen des Gebäudes. »Wie können die ersetzt werden, wenn sie verwittert sind?« Moss verwies auf spezielle Computerprogramme, mit deren Hilfe heute der ursprüngliche Zustand rekonstruiert werden könne.
Aus Meichsners Sicht hat die Rathaus-Fassade manches gemein mit einer Sandburg an der Nordsee. Auch die werde schnell brüchig. Erschwerend komme hinzu, dass der für den Bau verwendete Bielefelder Sandstein ganz besonders anfällig sei. Doch der wird nicht mehr abgebaut. »Wir werden andere Sandsteinarten verwenden müssen«, sagte Moss. An der Steinart gehe aber auch in Zukunft kein Weg vorbei. Mit anderen Materialien vertrage sich Sandstein nun einmal nicht.

Artikel vom 31.08.2005