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Für Günter Sterz gehört seit 63 jahren die Feuerwehr zu seinem Leben. Vor allem die Kameradschaft ist es, die er ganz hoch ansiedelt.Foto: Nora Bax

»Ausgerückt, wenn wir
Rauch gesehen haben«

Alt-Feuerwehrmann Günter Sterz im Erzählcafé

Brackwede/Senne (bax). »So eine gute Kameradschaft wie bei der Feuerwehr gibt es nirgendwo sonst!« Da ist sich Günter Sterz sicher. Und er muss es wissen, schließlich ist die freiwillige Feuerwehr schon seit 63 Jahren ein bedeutender Teil seines Lebens. Über seine Erlebnisse bei den Brandbekämpfern berichtete er im Brackweder Erzählcafé des Treffpunkt Alter.

1943 trat er als 14-Jähriger in die »Löschabteilung Senne 1« ein - seitdem ist die Feuerwehr aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken. Obwohl sein Eintritt nicht ganz freiwillig war. »Ich wollte damals nicht zur Hitlerjugend. Der Dienst bei der Löschabteilung war so etwas wie ein Ersatz«, erinnert sich der 76-Jährige.
Inzwischen kann er auf 46 Jahre aktive Dienstzeit zurückblicken - seit seinem sechzigsten Lebensjahr ist er nicht mehr bei Löschaktionen dabei. »Das macht der Körper nicht mehr mit«, sagt er schmunzelnd.
Verändert habe sich so einiges bei der Feuerwehr in der langen Zeit, gibt der Pensionär zu. »Früher hatten wir noch keine Pieper oder Handys, da sind wir ausgerückt, wenn wir Rauch gesehen haben. Einmal bin ich bis nach Altenhagen gefahren, ohne ein Feuer zu finden.«
Alle 14 Tage hatte Günter Sterz Dienst am Löschschlauch. Bei Einsätzen nahm sich der gelernte Maurer frei - der Arbeitsausfall für die Firma wurde oftmals von der Stadt bezahlt.
Bis 1978 arbeitete er als Maurer in Senne, dann zertrümmerte er sich auf einer Baustelle den Arm und war nicht mehr in der Lage, seinen Beruf auszuüben. Die letzten 20 Jahre seines Berufslebens arbeitete er als Taxifahrer.
Auch das private Glück fand der Senner bei der freiwilligen Feuerwehr. Seine zukünftige Frau Helga lernte er auf einem Feuerwehrfest kennen, wo sie in der Küche half. Bis zu ihrem Tod vor zwei Jahren lebten die beiden 53 Jahre lang glücklich zusammen.
Trotz Beruf und Dienst bei der Löschabteilung fand der 76-Jährige noch Zeit für ein Hobby: Motorrad fahren. 1952 war er Mitbegründer des Motorsportclubs Senne und verbrachte seitdem viele Wochenenden auf seiner Maschine. »Wenn meine Freunde und ich dann Montags wieder bei der Arbeit erschienen, hatten wir gut und gerne 800km auf dem Buckel«, erinnert er sich gerne.
Inzwischen lebt Günter Sterz zusammen mit seiner Tochter Ulrike und deren Ehemann in dem von ihm selbst gebauten Haus in Senne. Er ist Großvater und zweifacher Urgroßvater.
Der Pensionär genießt den Ruhestand. Mit einem Augenzwinkern sagt er: »Im Moment mache ich gar nichts außer gelegentlichen Aktionen der Löschabteilung Senne. Zwar wäre im Garten einiges zu tun, aber das überlasse ich mal lieber den jungen Leuten.«

Artikel vom 02.09.2005