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Anarchie in New Orleans:
Gewalt stoppt die Retter

Hubschrauber beschossen - Deutschland verspricht Hilfe

New Orleans (dpa). Vermutlich mehr als 1000 Tote, Angst vor Seuchen und immer mehr Plünderer: In den Katastrophengebieten der US-Südstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama wachsen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Gestern geriet sogar ein Rettungshubschrauber unter Beschuss.

Die US-Regierung rief den Gesundheitsnotstand aus, um eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte des Landes in den Griff zu bekommen. Anarchie herrschte gestern bei der Evakuierung des Footballstadions Superdome in New Orleans. Bis zu 30 000 in dem Großstadion untergebrachte Menschen sollten in einem anderen Stadion im 530 Kilometer entfernten Houston (Texas) Zuflucht finden. Nach den Schüssen auf den Hubschrauber stoppte die Polizei vorerst die Rettungsaktion. Auch ein Nationalgardist wurde in der Umgebung des Stadions angeschossen. New Orleans' Bürgermeister Ray Nagin wies die Polizei an, die Rettungsarbeiten abzubrechen und Plünderer zu jagen.
Es werde Jahre dauern, bis die Region wieder aufgebaut sei, sagte US-Präsident George W. Bush nach einem Erkundungsflug. Die Küste im Bundesstaat Mississippi sei komplett zerstört. Bush will zusätzlich 11 000 Nationalgardisten in die Katastrophengebiete schicken. 5000 von ihnen sollen der Polizei helfen, Ruhe und Ordnung herzustellen.
In den Katastrophengebieten in den Südstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama warten noch immer Tausende auf Rettung. Unzählige werden noch vermisst, unter ihnen auch der Musiker Fats Domino (77), der in New Orleans wohnt. Seit Montag habe sein Manager kein Lebenszeichen mehr von dem Sänger erhalten, berichtete gestern der Fernsehsender Fox News.
Vielerorts fehlen Lebensmittel und sauberes Trinkwasser, Plünderer rauben Nahrungsmittel und Waffen aus Geschäften, Einbrecher räumen verlassene Häuser aus.
Die Behörden befürchten, dass zehntausende Häuser irreparabel sind. Auch wächst die Sorge, dass sich Seuchen wie Typhus und Cholera ausbreiten könnten.
Deutschland bot den USA Unterstützung an, um der »entsetzlichen Naturkatastrophe« Herr zu werden, sagten Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer. Auch Hollywoodstars und Musiker setzen sich mit Spendenaufrufen und Konzerten für die Hurrikan-Opfer ein.

Artikel vom 02.09.2005