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Clownsfrauen der Bielefelder Beginen mischten zu Beginn des Kongresses die »Sitzordnung« auf.

»Wir brauchen eine politische Lobby«

Bielefeld zum Zentrum der bundesweiten Beginenbewegung gewählt


Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). »Wir sind außerordentlich zufrieden mit dem Ablauf des vierten bundesweiten Beginen-Kongresses im Sennestädter Haus Neuland«, sagt Martina Buhl von der Bielefelder Initiative. Doch nicht nur sie und ihre Mitorganisatorinnen waren von den mit Informationen, Diskussionen, Gesprächen und Festbankett samt Beginenball angefüllten zweieinhalb Tagen angetan.
Auch die 80 Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland - darunter 15 Frauen, die sich den in 18 Städten Deutschlands vertretenen Initiativen neu angeschlossen haben - waren so begeistert, dass sie einstimmig Bielefeld als neues Zentrum der bundesweiten Beginenbewegung ausgewählt haben.
»Der nächste Bundeskongress findet damit wieder in Haus Neuland statt«, blickt Martina Buhl glücklich über das rundum erfolgreiche Treffen schon in die Zukunft. Dennoch bleiben Wünsche. »Wir wünschen uns von der Stadt eine breite politische Unterstützung in Wort und Tat«, so Buhl. Als gutes Zeichen werten sie, dass Bürgermeister Horst Grube den Kongress eröffnet habe.
Er hatte in seiner Begrüßung der Beginen ein durchaus progressives Bild der Stadt gezeichnet, die als dritte in der Bundesrepublik 1985 eine Frauengleichstellungsbeauftragte gehabt, als erste in NRW ein Mädchenhaus und bundesweit sogar die erste Feuerwehrfrau beschäftigt habe. Grube: »Bielefeld freut sich auf Sie - mit starken Frauen kennen wir uns aus in unserer Stadt.«
Ein Satz, den nicht nur Martina Buhl gern hörte. »Wir brauchen für unser Projekt eine politische Lobby. Ein Investor von außerhalb soll nämlich spüren, das dieses Projekt in Bielefeld gewünscht ist«, so Buhl, die damit auf den geplanten Bau eines ersten Beginenhofes im Senner Neubaugebiet »Breipohls Hof« anspielte.
Voraussichtlich zwar nicht mehr in diesem Jahr, wie ursprünglich geplant, sondern erst 2006 soll mit einem erfahrenen Investor zusammen das Wohnprojekt für 25 bis 30 Frauen realisiert werden. »Die Stadt hatte uns in "Breipohls Hof" zwei Grundstücke reserviert. Wir werden wohl im nördlichen Bereich entlang der Baumreihe unser Vorhaben verwirklichen«, sagt Martina Buhl. Dieses Areal sei besser für Geschossbauweise geeignet, als das andere entlang der Friedrichsdorfer Straße.
Zurzeit wird geplant, und an diesen Planungen sind die Frauen, die dort einziehen wollen, beteiligt. Ein Drittel der Wohnungen im Beginenhof, die allesamt barrierefrei gebaut sind, soll dabei Alleinerziehenden vorbehalten bleiben. Neben diesen in sich abgeschlossenen Wohnungen gibt es Gemeinschaftsflächen und ein Hofquartier als gemeinschaftlichen Treffpunkt.

Artikel vom 31.08.2005