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Die Musik zeigt, wie es mir geht

Laith Al-Deen gibt am 3. November ein Konzert im Ringlokschuppen

Bielefeld (hu). Inzwischen ist Laith Al-Deen - angesichts von insgesamt mehr als 500 000 verkauften Alben - eine feste Größe in der deutschen Musikszene. Wobei das Erfolgsrezept des 33-Jährigen schwer zu benennen ist. Der Musiker, dessen Vater aus dem Irak stammt, kombiniert anspruchsvolle deutsche Texte mit eingängigen Melodien, denen es fast immer gelingt, sich der Kategorie »Mainstream« zu entziehen. Am 5. September erscheint Laith Al-Deens neue CD »Die Frage wie«, mit der er und seine Band im Herbst auf Tournee gehen. Am 3. November ist der Musiker zu Gast im Bielefelder Ringlokschuppen. Über das aktuelle Album, die Musikszene und die anstehenden Konzerte sprach Hendrik Uffmann mit dem Künstler.

Das neue Album heißt »Die Frage wie«. Ist das eine Frage, die du dir auch für deine Musik und dein Leben stellst?Der Name ist durch den gleichnamigen Song entstanden. Ich habe nach etwas gesucht, was sich auf die ganze Platte beziehen lässt. Für mich selbst habe ich festgestellt, dass immer der persönliche Standpunkt entscheidend ist, die Art, in der ich die Dinge sehe, so dass ich mir »die Frage wie« auch selbst stelle. Dabei habe ich gerade in den letzten Jahren viele Erfahrungen gemacht und viel gelernt. Ich habe das Gefühl, dass ich in den letzen drei Jahren bestimmt um fünf Jahre gealtert bin.

Das jetzige Album ist inzwischen das vierte Studioalbum. Gibt es mit diesem Hintergrund einen anderen Weg beim Schreiben und Produzieren als bei der ersten Platte?Ein Unterschied ist, dass natürlich der Erfolgsdruck größer ist. Der wird von außen an einen herangetragen, dagegen kann man sich gar nicht wehren. Außerdem habe ich mich selbst auch verändert und einen anderen Weg gefunden, mit der Arbeit und auch mit dem Druck umzugehen. Musikalisch ist das Album stärker auf Live-Konzerte und Akustik ausgerichtet als die vorigen. Die Band war stärker involviert, es gibt deutlich weniger Elektronik und viel mehr Akustik zu hören. Insgesamt haben wir von Oktober bis Juni daran gearbeitet, wobei es allein vier Monate gedauert hat, so etwas wie einen roten Faden zu finden. Bei diesem Prozess ist auch viel an Ideen weggefallen. Und wir haben uns bei der Arbeit mehr gestritten, was aber auch ganz gut war.

Insgesamt klingt das Album nachdenklicher, melancholischer. Woran liegt das?Das stimmt. Ich denke, Gute-Laune-Geschichten stehen mir nicht so gut, und auch bei den vorherigen Alben gab es diese melancholische Seite. Ich bin nicht immer nur fröhlich, aber auch nicht immer nur traurig, so dass die Platte ein natürlicher Querschnitt ist. Ein ganz wichtiger Faktor für mich ist immer die Authentizität. Das Album drückt also auch aus, wie es mir geht.

Von Oktober an seid ihr mit dem neuen Album auf Tour. Was erwartet die Zuschauer bei den Konzerten. Wird es da auch ruhiger zugehen?Wir kommen alle aus dem Rock, das Ruhige ist also nicht so unser Ding. Wir werden natürlich das neue Album vorstellen. Das bietet Material für etwa eine knappe Stunde, so dass wir auch Stücke von den anderen Platten spielen. Bei den letzten Tourneen gingen die Konzerte manchmal fast drei Stunden, davon wollen wir etwas runterkommen. Außerdem werden wir noch mehr Lieder als bisher in einem neuen Gewand präsentieren, in Versionen, die wir extra für die Konzerte erarbeiten. Und es wird eventuell musikalische Gäste geben - das steht aber noch nicht fest.

Wie siehst du momentan die deutsche Musikszene. Ist es durch den Erfolg von Bands wie »Silbermond« und «Wir sind Helden« leichter, erfolgreich deutschsprachige Musik zu machen?Sicherlich gibt es eine Entwicklung, die es in mancher Beziehung leichter gemacht hat. Dennoch ist es immer noch nicht einfach, einen Zugang zum Radio zu finden. Es gibt derzeit einen starken Trend zu Rockbands mit Frontfrau. Dennoch sollten Bands wie etwa »Silbermond« nicht darauf reduziert werden, das haben sie nicht verdient. Auf jeden Fall gibt es bei den Hörern eine Nachfrage nach deutschsprachiger Musik. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich noch mehr bewegt. Quoten für den Anteil dieser Musik im Radioprogramm einzuführen, halte ich für falsch.

Du hast dich an dem dritten Teil des Rilke-Projektes »Zwischen Tag und Traum« beteiligt, bei dem Musiker und Schauspieler eine DVD mit Werken des Dichters aufgenommen haben. Wie bist du dazu gekommen?Der Kontakt ist über meinen Produzenten zustande gekommen. Die Initiatoren des Projektes waren auf der Suche nach neuen Interpreten, und ich habe mich von deren Leidenschaft anstecken lassen. Umgehauen hat mich dabei besonders zu sehen, was man mit der deutschen Sprache alles anstellen kann. Das hat bei mir die Lust verstärkt, mich noch mehr mit Sprache und Texten auseinander zu setzen.

Artikel vom 17.09.2005