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Koalition mit »PDS plus Oskar«
schließt die heimische SPD aus

Die sieben Bundestagskandidaten nehmen die vielen Unentschlossenen ins Visier

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Über Koalitionen, insbesondere Große, sprechen die sieben heimischen Bundestagskandidaten der SPD nicht vorher, sondern - wenn überhaupt - erst nach der Wahl am 18. September.

Allerdings gibt es von dieser Nichtfestlegung wiederum eine Ausnahme und das, weil die CDU steif und fest das Gegenteil behauptet: »Ein Zusammengehen mit der neuen Linkspartei kommt für uns nicht infrage«. Das sagte Bielefelds Abgeordneter Rainer Wend dem WESTFALEN-BLATT auch im Namen seiner Mitstreiter.
Bei einer Präsentation der Teutonen-Riege warnte ihr Sprecher Klaus Brandner in Bielefeld vor dem Verlust sozialer Errungenschaften bei einer Merkel-Westerwelle-Regierung. Mitbestimmung, Tarifautonomie und Kündigungsschutz seien Kernpunkte des Sozialstaats, die es zu erhalten gelte. Der derzeit heftig geschüttelten deutschen Sozialdemokratie hielt Brandner zugute, notwendige Veränderungen sozialverträglich angegangen zu sein.
Rainer Brinkmann, früher selbst Abgeordneter und heute ihr Regionalgeschäftsführer, bescheinigte den sieben Kandidaten durch die Bank starke Persönlichkeiten zu sein, die alle für eine festes Programm stünden. Noch ist nichts entschieden, heißt bei allen Parteien, bei der SPD aber ganz besonders. Um die vielen noch unentschlossenen Wähler zu gewinnen, setzen die ostwestfälischen Sozialdemokraten an ihren Infoständen und bei Diskussionen in den verbleibenden drei Wochen auf die Themen Bürgerversicherung, Steuergerechtigkeit und Arbeitnehmerrechte.
Mit Ute Berg ist der Kreis Paderborn nach Jahrzehnten ohne SPD-Vertretung seit 2002 wieder im Bundestag präsent. Auf den Arbeitsgebieten Hochschule, Wissenschaft und Forschung sowie mit einem Sitz im Parteivorstand sicherte sie sich Anerkennung und einen - für sie ganz wichtig - aussichtsreichen Platz auf der Landesreserveliste.
Rainer Wend, Rechtsanwalt aus Bielefeld, tritt in Bielefeld gegen CDU-Herausforderin Lena Strothmann an. Der einflussreiche Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses und die ostwestfälische Handwerkspräsidentin könnten sich am 18. September durchaus ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.
Klaus Brandner aus Verl im Kreis Gütersloh, bundesweit in den vergangenen drei Jahren noch öfter zitiert als sein enger Weggefährte Rainer Wend, vertritt als Gewerkschaftler stärker die traditionelle sozialdemokratische Linie. Er machte in der Hartz-Debatte immer wieder Schlagzeilen.
Wolfgang Spanier (62) tritt auch auf Drängen seines Kreisverbandes Herford noch einmal an. Der bau- und wohnungspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion ließ sich offenbar gerne noch einmal in die Pflicht nehmen. Der frühere Lemgoer Gymnasialdirektor ist seit 1994 Abgeordneter.
Lothar Ibrügger, Verkehrsexperte aus Minden, gehört zu den erfahrensten Abgeordneten aus Ostwestfalen-Lippe überhaupt. Zwischenzeitlich schon mal Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium kennt er jedes Bauprojekt in der Region.
Dirk Becker, Wahlkreis Lippe I, ist mit 39 Jahren der jüngste in der SPD-Riege. Er tritt in die Fußstapfen von Hermann Haack, der aus dem Bundestag ausscheidet, aber weiterhin das Amt des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung inne haben wird. Becker will sich im neuen Bundestag mit den Themen Tourismus und Wellness befassen.
Johannes Reineke, Kandidat für Höxter und Lippe II, hat sich ein ähnliches Themengebiet gewählt. Beide vertreten die Bäderregion. Zugleich gilt, dass sie ihr Aufgabengebiet weiter abgesteckt sehen und den Tourismus in Deutschland insgesamt stärken wollen. Wenn dann die heimische Region auch davon profitiert, um so besser für Ostwestfalen-Lippe.

Artikel vom 31.08.2005