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Das »ß« dient der Lesbarkeit


Zur Rechtschreibreform:
Begrüßenswert ist schon einmal, dass die halbausgegorenen Ergüsse der Kultusministerkonferenz in NRW und Bayern so nicht hingenommen werden. Aber wie steht es mit der angeblich unstrittigen Schreibweise »ss« statt »ß«?
Das »ß« wurde wegen der besseren Lesbarkeit eingeführt. Schwer lesbare Worte gibt es genug. Wollen wir wirklich aus bisher einfach zu lesenden Worten - bedingt durch die neuen, von oben verfügten Schreibregeln - schwer lesbare Worte machen? Soll die laut Pisa ermittelte Leseschwäche noch größer werden? Die vielzitierte »Flussschifffahrt« kann mittlerweile jeder flüssig lesen. Aber lesen Sie doch mal ungewohnte Worte, in neuer Schreibweise, eingeflochten mitten in einen längeren Satz, möglichst laut und ohne zu stocken vor. Worte wie: Abflussspende, Ausgussstopfen u. a. Einzeln gelesen, kann man sich gut auf das eine Wort konzentrieren. In einem Satz sind so geschriebene Worte aber immer eine »Stolperstelle«.
Außerdem: Welchen Sinn macht dies alles, wenn das »ß« nicht gänzlich abgeschafft wird? Warum soll es denn nur nach kurzen Vokalen verschwinden? Ich meine: Entweder ganz oder gar nicht!
MARIA KIENITZ
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Artikel vom 03.11.2005