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Merkel holt von Pierer in ihr Team

Ehemaliger Siemens-Chef soll wirtschaftspolitischer Berater werden

Berlin/München (Reuters). Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel will den früheren Siemens-Chef Heinrich von Pierer nach einem Wahlsieg zu ihrem wirtschaftspolitischen Berater machen.

Von Pierer, der Anfang des Jahres vom Vorstandsvorsitz bei Siemens an die Spitze des Aufsichtsrates gewechselt war, soll nach Angaben aus der Unionsführung nach einem Regierungswechsel in seiner Berater-Funktion die Leitung eines zehnköpfigen Rates für Innovation und Wachstum übernehmen. Seine Aufgaben will Merkel heute bei einem gemeinsamen Auftritt in Berlin nennen.
Der 64-jährige von Pierer ist nach dem Steuerexperten Paul Kirchhof der zweite prominente Seiteneinsteiger, den die CDU-Vorsitzende für eine von ihr geführte Bundesregierung gewinnen konnte. Er gilt als einer der einflussreichsten deutschen Wirtschaftsführer mit zahlreichen internationalen Verbindungen und einem guten Verhältnis zu Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Von Pierer hatte auch schon an den Runden des von Kanzler Schröder (SPD) eingesetzten Gremiums »Partner für Innovation« teilgenommen. Als Merkels wirtschaftspolitischer Chef-Berater müsste von Pierer eng zusammenarbeiten mit dem für das Wirtschafts- und Arbeitsressort gehandelten saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller und der für das Forschungsministerium vorgesehenen Kultusministerin von Baden-Württemberg, Annette Schavan.
Der fränkische Jurist und Volkswirt von Pierer hatte seit Jahren mit einem Wechsel in die Politik geliebäugelt. Ein Ministerposten wäre ihm zeitweise lieber gewesen als der Vorstandsvorsitz bei Siemens, dem größten privaten Arbeitgeber Deutschlands, gestand der ehemalige CSU-Stadtrat im kleinen Kreis. Von Pierer fühlt sich nach eigenen Worten unter Politikern wohl - sei es als Tennis-Partner von Bundeskanzler Schröder oder in Zusammenarbeit mit CSU-Chef Edmund Stoiber.
Vertreter der Unionsführung bekräftigten, dass der am Sonntag im Amt bestätigte CDU-Generalsekretär Volker Kauder nach einem Wahlsieg nicht nur für den Posten des Kanzleramtschefs gehandelt werde, für den er Interesse signalisiert hat. Es sei weiterhin auch im Gespräch, Kauder zum Chef der Unions-Fraktion im Bundestag zu machen und den Kanzleramts-Posten dem bisherigen Fraktionsgeschäftsführer Norbert Röttgen zu übertragen. Nach Angaben aus der CSU hat aber auch Landesgruppenchef Michael Glos Ambitionen auf den Fraktionsvorsitz. Als Nachfolger für Kauder als Generalsekretär gilt nach einem Bericht der »Rheinischen Post« der stellvertretende Unions-Fraktionschef Ronald Pofalla.

Artikel vom 30.08.2005