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Pierluigi Collina stellt sich selbst vom Platz

Star-Schiedsrichter »fehlt Vertrauen«

Viareggio (dpa). Nach der Verwarnung durch den italienischen Fußballverband hat sich Pierluigi Collina jetzt selbst aus dem Spiel genommen.
Abpfiff von Schiedsrichter Pierluigi Collina.
Italiens Star-Schiedsrichter erklärte gestern seinen Rücktritt und zog damit die Konsequenzen aus der Affäre um seinen Werbevertrag mit Opel, zugleich Trikotsponsor des AC Mailand. »Mir blieb nichts anderes übrig, als nach 28 Jahren zurückzutreten«, sagte Collina mit bewegter Stimme. Nicht die vom Verband ausgesprochene Verbannung in die zweite Liga, sondern die Anzweiflung seiner Unparteilichkeit habe ihn zum Rückzug gezwungen. »Wenn man einem Schiedsrichter nicht mehr vertraut, macht es keinen Sinn mehr«, sagte der sechs Mal zum besten Schiedsrichter der Welt gewählte Italiener.
Die glanzvolle Karriere des charismatischen Glatzkopfes nahm damit ein unwürdiges Ende. »Am Ende haben wir alle verloren«, sagte der Mann aus Viareggio, dem der Abschied sichtlich schwer fiel. »Ich habe in der letzten Nacht weniger geschlafen als vor dem WM-Finale«, berichtete der Familienvater. Das WM-Finale 2002 zwischen Deutschland und Brasilien war einer der vielen Höhepunkte seiner einzigartigen Karriere. Die WM 2006 in Deutschland wurde ihm nun zum Verhängnis. Der dafür abgeschlossene Werbevertrag mit Opel brachte Collina angeblich rund eine Million Euro und in eine ausweglose Zwickmühle.
Dass man ausgerechnet Collina wegen eines gemeinsamen Werbepartners mit Milan den Verlust seiner legendären Unparteilichkeit unterstellte, nannte Liga-Chef und Milan-Vize-Präsident Adriano Galliani »absurd«. In einer von Schiebung, Wettbetrug, Vereins-Pleiten und Fan-Gewalt überschatteten Liga war doch gerade dieser Mann ein Garant für sauberen Fußball. Dennoch stellte ihm der Verband ein Ultimatum: Werben oder Pfeifen. Und Collina löste den Opel-Vertrag nicht.

Artikel vom 30.08.2005