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»Unsere Oma
hat sich jetzt
Blasen geschält«

700 Radler bei der »Tour de Flur«

Brackwede/Senne/Sennestadt (oh). Wer es nicht schon wusste, der konnte es Weiß auf Grün nachlesen: »Ich bin ein Bauer«. So stand's auf den Käppis, mit denen am Sonntagmorgen die zehn Anführer der ersten Bielefelder »Tour de Flur« von Quelle nach Sennestadt ausgestattet waren.

Allerdings brauchte es schon ein wenig Glück, um die zehn Bauern auch tatsächlich in der großen Menschenmenge auf dem Hof Meyer zu Bentrup in Quelle zu entdecken. Denn mehr als 700! Radler hatten sich dort eingefunden, um bei der geführten Fahrradtour des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Bielefeld von Hof zu Hof einen Blick hinter die Kulissen zu tun.
Große Augen machte nicht nur der Öffentlichkeitsvorsitzende Heinrich Dingerdissen, der hoch auf einen alten Trecker stieg. Vorn dort aus begrüßte er die selbst in kühnsten Träumen nicht erwarteten Radler-»Hundertschaften« bei der Tour de Flur-Premiere.
Auch die Landwirte der fünf Höfe - neben Claus Meyer zu Bentrup waren dies Friedrich-Wilhelm Fischer (Asholts Hof in Brackwede), Heinrich Quakernack (Quakernacks Hof, Brackwede), Siegfried Wißbrock (Senne) und Axel Bentkämper (Sennestadt) - wurden von der unerwarteten Resonanz ihrer Aktion buchstäblich »überrollt«.
»Wir hatten mit höchsten 300 Teilnehmern gerechnet«, sagte Petra Bentkämper. Ihr Hof war nicht nur End- sondern auch Verpflegungsstation der »Tour de Flur«. »Als mein Mann aber sah, dass an die 700 Menschen auf den Tourenstart warteten, griff er umgehend zum Handy und warnte uns vor.«
Hektische Betriebsamkeit brach in Sennestadt aus: Schlachter Norbert Münch aus Ummeln wurde aus seiner Sonntagsruhe gescheucht, weil sich abzeichnete, dass der Bestand an Grillwürstchen nicht reichen würde. Doch nicht nur Münch schaffte seine allerletzten Vorräte herbei, ebenso die Bäckerei Kisker und der Getränkelieferant. Und auch Kartoffeln für noch mehr Pickert wurden eilig herbeigeholt.
»Jetzt hat sich unsere Oma Blasen geschält«, bedauert Petra Bentkämper ihre Schwiegermutter. Sie selbst stand am Herd und buk, und buk, und buk.... 180 Pickert waren es schließlich. Lange nicht genug, um tatsächlich jeden der »hungrigen Wölfe« zufriedenzustellen. »Aber satt ist mit Sicherheit jeder geworden - vielleicht nur nicht von dem, was er eigentlich wollte, weil es ausgegangen war.«
Auf dem Hof Quakernack - der ersten Verpflegungsstation - waren inzwischen trotz der 160 Kühe die Milchshakes an der Milchbar knapp geworden. Zum Schluss gab's für die Radler nur noch die blanke Milch als Erfrischung.
Dies alles zeigt, dass man in Bielefeld offensichtlich auf eine solche Höfe-Tour gewartet hat. Eigentlich war das Interesse sogar schon zu groß, denn besonders die Kinder bekamen wegen der Riesen-Gruppen beim Blick hinter die Hof-Kulissen oft zu wenig mit. Fest steht jedoch: Die Tour de Flur wird mit Sicherheit wiederholt.

Artikel vom 30.08.2005