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Papstauto brachte irre Publicity

Heute im Gespräch: Dr. Stefan Groß-Selbeck, Chef von Ebay Deutschland

Berlin (WB). Manche Internet-Seifenblase ist geplatzt. Geblieben sind die Erfolgreichen: AOL, Yahoo, Google, Amazon -Êund Ebay. Der virtuelle Marktplatz feiert im September zehnten Geburtstag. Heute ist der Deutschland-Chef von Ebay, Dr. Stefan Groß-Selbeck, auf Einladung des Industrie- und Handelsclubs Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld. Schon gestern sprach mit ihm Bernhard Hertlein.
Dr. Stefan Große-Selbeck: Vertrauen ist größtes Kapital.

Was ist Ebay? Ein gigantischer Flohmarkt für Private, die den Dachboden freiräumen, oder eine virtuelle Kaufhaus-Mall für professionelle Käufer und Verkäufer?Groß-Selbeck: Ebay ist ein großer globaler Marktplatz für Jedermann, also für Private und Profis. Für die Nutzer ist gerade dieser Mix besonders reizvoll.

Aber gestartet ist Ebay als Plattform für Private . . .Groß-Selbeck: Seit wir vom Einzelhandel entdeckt wurden, steigt die Zahl der »Powerseller«. Aber Privatleute bleiben ein wichtiger Bestandteil des Geschäfts.

Welche Waren werden am häufigsten gehandelt? Groß-Selbeck: Sicher Computer und Unterhaltungselektronik, also Fernsehgeräte, Handys etc. Außerdem Autos und Autoteile. Besonders gut entwickeln sich zu meiner großen Freude zudem die Bereiche Möbel/Wohnen und Garten sowie das Industriegeschäft. Jeden Tag wechseln in Deutschland 40 Traktoren via Ebay den Besitzer.

Bei 15 Prozent aller Transaktionen wohnen Käufer und Verkäufer nicht im gleichen Land. Klappt das denn?Große-Selbeck: Ja, sogar sehr gut. Innerhalb der Europäischen Union sind Verschicken und Bezahlen einfach. Unser Onlinedienst PayPal wickelt Zahlungen in sechs verschiedenen Währungen ab. Außerhalb der EU, etwa in den USA, machen leider die Zollvorschriften das Verfahren etwas komplizierter. Trotzdem wächst der globale Handel bei Ebay schneller als das übrige Geschäft.

Wie häufig sind Unregelmäßigkeiten und Betrügereien?Große-Selbeck: Zahlen dazu veröffentlichen wird nicht. Ich kann aber sagen: Wenn Ebay ein Dorf wäre, würde sich der Oberbürgermeister mit der niedrigen Kriminalitätsrate brüsten. Doch auch wenn es nur wenige Fälle sind, nehmen wir sie nicht auf die leichte Schulter. Das Vertrauen der Nutzer ist unser größtes Kapital. Wer ganz sicher gehen will, kann einen Treuhandservice in Anspruch nehmen.

Haben Sie beim Papst-Auto mitgesteigert?Große-Selbeck: Da gerade nicht. Der Preis, mit dem das Papamobil den Besitzer wechselte, übersteigt das Budget, das ich mir für einen Autokauf reserviert habe. Aber Ebay brachte diese Aktion natürlich eine irre Publicity.

Gab es etwas, nach dem sie lange Ausschau hielten und erst durch Ebay kaufen konnten?Große-Selbeck: Eine 40 Jahre alte Omega Seamaster. Lange hatte ich nach dieser Uhr Ausschau gehalten. Dann wurde sie zwei Mal bei Ebay angeboten, ohne dass ich zum Zug gekommen wäre. Beim dritten Mal war ich erfolgreich. Und glauben Sie mir: Sie ist sogar von den dreien die schönste Uhr.

Ebay feiert seinen zehnten Geburtstag. Was planen Sie zu dem Termin?Große-Selbeck: Wir feiern mit den Nutzern, in dem sie den »Ebay Champion« wählen. Als Hauptpreis winkt eine Reise in die USA.

Artikel vom 30.08.2005