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Mann mit dünner Stimme

Vierteilige Dokumentarreihe »Goodbye DDR« im ZDF

ZDF, 20.15 Uhr: Mit der vierteiligen Dokumentarreihe »Goodbye DDR« widmet sich das Zweite von heute an der »Lebenswirklichkeit« der DDR. Die weiteren Folgen laufen immer dienstags um 20.15 Uhr.

Beleuchtet wird die Zeit zwischen der Staatsgründung 1949 und dem Mauerfall 1989 anhand vierer DDR-Persönlichkeiten - Walter Ulbricht, Erich Mielke, Katarina Witt und Erich Honecker. Hinzu kommt eine Reihe unbekannter Einzelschicksale, die ebenfalls porträtiert werden, etwa von Mauerflüchtlingen und Grenzsoldaten, von Rebellen und ganz normalen Bürgern in ihrer sogenannten Nische.
In der Rückschau wird aber nicht nur die reine Geschichte geschildert, sondern, so stellt es ein ZDF-Sprecher dar, auch »wie man gelebt, geliebt und überlebt hat in der DDR«: Stolz auf sportliche Glanzleistungen und Frust wegen der katastrophalen Wirtschaftslage, ausgeprägte Solidarität und Terrorpraktiken der Staatssicherheitspolizei, kurz Stasi. In der ersten Sendung geht es um heute »Ulbricht und der Anfang«. Walter Ulbricht war einer der dienstältesten Potentaten des Ostblocks. Dabei galt er, so die ZDF-Darstellung, als umständlich und misstrauisch, er liebte monotone Monologe mit dünner Stimme, er war weder gesellig noch besonders originell.
Der altgediente Kommunist hatte im Moskauer Exil den Krieg überstanden und machte sich direkt 1945 an den politischen Neuanfang, natürlich getreu der Moskauer Direktiven. Trotz Versorgungsmängeln und der Massenflucht, trotz Kurswechseln in Moskau und Rivalität in der eigenen Partei, der SED, trotz Volksaufstand und Mauerbau stieg Ulbricht beharrlich zum beinah unumschränkten Staatschef auf. Mit einem krimireifen Komplott schickte ihn dann aber ausgerechnet sein politischer Ziehsohn Erich Honecker aufs Altenteil.
Neben zahlreichen Zeitgenossen und Weggefährten geben auch bisher ungezeigte Originalaufnahmen aus jenen Jahren einen Einblick in das Innenleben des frühen »Arbeiter- und Bauernstaates«. Das Zweite knüpft mit der aktuellen Dokumentation an die Reihe »Goodbye DDR« des vergangenen Jahres an. Auch die ARD bringt vom 19. September an eine mehrteilige Dokumentation zu diesem Thema unter dem Titel »Damals in der DDR«.

Artikel vom 30.08.2005