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Westerwelle setzt auf
den Reform-Express

FDP-Parteichef sprach in der Ravensberger Spinnerei

Von Michael Schläger
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Mit dem ICE war FDP-Chef Guido Westerwelle aus Berlin zum Wahlkampfauftritt nach Bielefeld gereist. Dass er am Hauptbahnhof von drei Punkern mit Buhrufen willkommen geheißen wurde, empfand er »als das beste Kompliment des Tages«.

Die Auflösung des vermeintlichen Widerspruches bot der Spitzen-Liberale gestern Abend im mit mehr als 500 Gästen voll besetzten Murnausaal der Ravensberger Spinnerei: »Für diese Leute, die lieber auf Kosten anderer leben, obwohl sie selbst arbeiten könnten, gibt unser Staat nach einem Regierungswechsel kein Geld mehr aus.«
Da war er gleich bei einer der Kernaussagen liberaler Politik: Sozial ja, »aber wer arbeitsfähig ist und Leistungen vom Staat bezieht, von dem muss man auch erwarten können, dass er eine Arbeitsleistung erbringt.«
Der FDP-Chef in Bielefeld - das war in gewisser Weise auch ein Heimspiel. Im benachbarten Schötmar lebt Verwandtschaft Westerwelles. Die war auch zum Wahlkampfauftritt angereist. In Bielefeld hat er eine zeitlang studiert. Hier war er in den 80er Jahren bei einer Landtagswahl auch erstmals als Kandidat der FDP angetreten. Und schließlich ist in Bielefeld auch das »Liberale Netzwerk« zu Hause, bei dem er bereits zu Gast war und dessen Initiatorin Alexandra Oetker gestern seinen Auftritt verfolgte.
Sie erlebte einen trotz einer Erkältung kämpferischen und oft witzigen Westerwelle. Clement sei wie Nina Ruge im ZDF, griff er etwa den sozialdemokratischen Wirtschaftsminister an. Die schlösse ihre Sendung stets mit den Worten »Alles wird gut«, und auch der Minister würde dies seit drei Jahren beständig predigen. Doch dieser Zweckoptimismus entspreche nicht der Bilanz der Bundesregierung. Ändern werde sich erst etwas, wenn die Einsicht greife, »dass wirtschaftsfreundlich nicht arbeitnehmerfeindlich bedeutet.«
Im Wahlkampf setzt Westerwelle auf den »Reform-Express«. Im übertragenen und im ganz praktischen Sinne. Der gleichnamige Wahlkampfbus der Liberalen nahm ihn am Bahnhof in Empfang und brachte den Parteichef auch wieder pünktlich zum Zug.Siehe auch »Politik«

Artikel vom 30.08.2005