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Lage in Afghanistan bedrohlich

Struck rechnet mit weiteren Anschlägen auf deutsche Soldaten

Feisabad (dpa). Nach dem Granatenanschlag auf die Bundeswehr im afghanischen Feisabad hat Verteidigungsminister Struck (SPD) die Sicherheitslage für die deutschen Soldaten als bedrohlich bezeichnet. Er rechne mit weiteren Anschlägen dieser Art, sagte Struck gestern bei einem kurzen Truppenbesuch in Feisabad.
Die Parlamentswahlen am 18. September in Afghanistan nähmen eine Schlüsselrolle beim Aufbau der Demokratie des Landes ein. Deshalb sei »mit weiteren Anschlägen gegen ausländische Soldaten zu rechnen«.
Dennoch sei der Einsatz der beiden deutschen Aufbauteams im nordafghanischen Feisabad und Kundus zu verantworten. Die Soldaten hätten »alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen«. Struck betonte, die Bundeswehr dürfe die afghanische Bevölkerung nicht den Drogenbaronen, Kriegsfürsten und Taliban überlassen.
Am Samstagabend hatte es einen Anschlag mit einer Granate auf das Bundeswehrfeldlager in Feisabad gegeben. Niemand wurde verletzt. Am Sonntag hatte das Verteidigungsministerium nur von einer Explosion gesprochen.
In Afghanistan sind zur Zeit 2250 deutsche Soldaten stationiert. »Man muss sich zweifellos Sorgen machen um die Sicherheit der Bundeswehrsoldaten in Afghanistan«, sagte Struck.
Der Granateneinschlag war nach Angaben des Kommandeurs des Lagers in Feisabad, Oberst Peter Baierl, kein Einzelfall. Nur durch großes Glück habe es keine Verletzten »oder Schlimmeres« gegeben, sagte er. Das getroffene Zelt sei mit sieben Soldaten belegt, zum Zeitpunkt des Einschlags aber nicht besetzt gewesen.
Die Lage in der Region sei »teilweise unruhig und nicht stabil«. Dem Anschlag vom Samstagabend seien andere Zwischenfälle vorausgegangen, sagte Baierl. So seien erst in der vergangenen Woche drei Bundeswehrsoldaten einem Anschlagversuch entkommen, weil sie mit ihrem Fahrzeug rechtzeitig einen mit Sprengstoff gefüllten Kochtopf auf einer Straße umfahren hätten.
Das Bundestagsmandat für den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr läuft am 13. Oktober aus. Struck will die Mandatsverlängerung mit einer Aufstockung des Kontingents von 2250 auf 3000 Soldaten sowie einer Ausdehnung des Einsatzgebietes auf den ganzen Norden verbinden.
Deutschland ist nach dem Konzept der NATO für die regionale Koordination der Wiederaufbauteams der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) im Norden zuständig. Dort sind 450 Bundeswehrsoldaten stationiert.
Künftig soll die Koordination von Masar-I-Sharif ausgesteuert werden. Die Bundeswehr werde deshalb einen Teil des Kontingents dorthin verlagern, sagte Struck. Der Minister betonte erneut, dass sich die Bundeswehr nicht an der Drogenbekämpfung beteiligen werde.
Nach einem Turbinenschaden durch Vogelschlag hat Struck gestern seine Rückreise von Afghanistan in Usbekistan abbrechen müssen. Er soll heute die Heimreise fortsetzen.
Die US-Armee hat einen führenden Kommandeur der Taliban in Afghanistan getötet. Pajenda Mohammed sei Anführer von mehr als 150 Kämpfern gewesen und für eine Serie von Anschlägen im Süden des Landes verantwortlich, sagte ein US-Militärsprecher. Mohammed sei in einem Gefecht mit US-Soldaten ums Leben gekommen. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 30.08.2005