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An Nachwuchs mangelt
es dem Theater nicht

Mathilda (drei Tage) ist die Jüngste im »Ensemble«

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Michael Heicks, Intendant des Theater Bielefeld, will das Kinder- und Jugendtheater felsenfest in Bielefeld verankern - auf lange Sicht sogar mit einer eigenen Spielstätte. Das versicherte er noch einmal beim »Festlichen Auftakt« in der Rudolf Oetker-Halle. Dabei hat das Bielefelder Theater wahrlich keine Nachwuchssorgen.

Der jüngste »Nachwuchs« heißt Mathilda und ist gerade einmal drei Tage alt: Stolze Eltern sind das Schauspielerehepaar Oliver Baierl (»Ladies Night«) und Mirjam Heller, die seit wenigen Wochen quasi nebenberuflich auch Gastronomin mit dem »Schlösschen« am Niederwall ist.
Die Kinder der TheKos-Mitglieder haben beim »Festlichen Auftakt« auch ihren Spaß: Sie helfen im Kostüm mit, kühle Getränke und herzhafte »Bielefelder Kringel«, gespendet von Kreishandwerksmeister und Theaterliebhaber Hans-Günter Lamm, an die Gäste zu bringen. Bei der Verleihung des Operntalers assistierte Dr. Dieter Brand Tochter Esther (11), Hilfe von Tochter Teresa bekam Christiane Pfitzner bei der Verleihung des Schauspieltalers. Christiane Pfitzner hatte in einer kurzen Rede betont, dass das »Musiktheater-Provisorium in der Oetkerhalle nicht halb so dramatisch ist wie vorher befürchtet: Wir sehen dem zweiten Sanierungsjahr gelassen entgegen.«
Zu Beginn der nächsten Spielzeit dann soll das Stadttheater komplett saniert sein. Günther Tiemann und Hagen Reuning, Vorstände der Theater-Stiftung, betonen einstimmig: »Wir liegen im Zeit- und im Finanzrahmen.«
TheKos-Vorstand Rainer Drzenski konnte das nicht zu hundert Prozent so stehen lassen. Er warb auf eindringlich-humorvolle Art dafür, einen  (oder mehrere) Stühle für den künftigen Zuschauerraum zu erwerben. Die TheKos kümmern sich darum, dass die Stadttheater-Besucher künftig sitzen können und nicht etwa stehen müssen, aber: Es seien erst Spenden im Gegenwert von 372 Stühlen eingegangen. Drzenski: »Das bedeutet: Es fehlen noch 281 Stühle.« Jeder von ihnen koste - »inklusive des Namensschildchens des Spenders« - 500 Euro. Aber der Stuhl repräsentiere auch Bielefelder Eigenschaften. Rainer Drzenski: »Er ist standhaft, belastbar und von dezenter Eleganz.«
Das Publikum erfuhr zudem, dass Schauspieltaler-Preisträger Thomas Wolff zum einen gern den Bassa Selim in »Die Entführung aus dem Serail« spielen würde, zum anderen den Peer Gynt »als durchgehende Rolle von jung bis alt«. Operntaler-Preisträgerin Melanie Kreuter dagegen sieht einen »Riesentraum bereits in Erfüllung gehen«: »Ich darf in der neuen Spielzeit die Marschallin im 'Rosenkavalier' singen.«
Für Schauspieler Helmuth Westhausser dauerte der Ruhestand, in den er vor gut sechs Wochen verabschiedet wurde, nur bis zum letzten Montag. Er nahm das Angebot an, in »Mütter« von Franz Wittenbrink mitzuspielen. Premiere ist am 15. Oktober. Westhausser: »Ich habe einen richtig erholsamen Urlaub hinter mir, einen Urlaub, in dem ich mich nicht auf eine Rolle vorbereiten musste - jetzt freue ich mich auf 'Mütter'.« Daran, in einem Weihnachtsmärchen mitzuspielen, denke er allerdings »auf gar keinen Fall«. Und ergänzt: »Höchstens, wenn ich der Erzähler sein kann - ein ruhiger Part also.« Ehefrau Inge Westhausser, Kostümschneiderin am Theater, lauschte aufmerksam.
Gekommen zum »Festlichen Auftakt« waren unter anderem Oberbürgermeister Eberhard David und Frau Gisela, der frühere Regierungspräsident Andreas Wiebe, Klaus Heise, TheKos-Ehrenvorsitzender, Sigurd Prinz, Vorsitzender des Förderkreises Kunsthalle, vom Kunstverein Andreas Wannenmacher und Stefanie Heraeus, Fachhochschul-Rektorin Prof. Dr. Beate Rennen-Allhoff, Ratsmitglieder wie Ricarda Osthus, Gabriele Schäfers-Wienecke, Hartmut Meichsner, Künstler Manfred Schnell, Petra Constanza, früher in Bielefeld engagiert

Artikel vom 29.08.2005