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Langjährige Trainingspartnerin von Steffi Graf

Turnierleiterin und Ex-Tourspielerin Ivana Havrlikova kennt die Bedürfnisse der Aktiven

Bielefeld (WB/fbr). Sie gehörte schon 2002 bei der ersten Internationalen Westfälischen Meisterschaften der Damen zur Turnierleitung der Bielefeld Open. Die beiden Turnierdirektoren Marc Kuchenbecker und Jan Miska sind froh, dass sie auch in diesem Jahr wieder mit ihrer großen Erfahrung den beiden »Machern« zur Seite steht. Die Rede ist von Ivana Havrlikova, die auch als aktive Tennisspielerin auf Tour gegangen ist. Immerhin war sie mit 23 Jahren die Nummer 119 in der Weltrangliste.

Doch den Sprung unter die besten Einhundert dieser Welt wollte die Tschechin nicht mehr tätigen. »Ich habe mich bewusst, vom Tenniszirkus verabschiedet, da die andere Erfahrungen machen wollte. Wie es der Zufall oder das Schicksal wollte, lernte sie 1996 den »Tenniszirkus« wie sie es sagt »von der anderen Seite kennen.« Natürlich erinnert sich Havrlikova noch an die Ereignisse, mit denen auch ihr Leben in Deutschland begann. Über Koblenz kam sie nach Ludwigshafen, um dort als Vereins- und Verbandstrainer die Nachfolge von Hans Engert anzutreten. Engert übernahm die Geschäftsführung der Steffi-Graf-GmbH. »Dort wurden junge Tennistalente gesichtet und gezielt gefördert«, erklärt die Tschechin, die am 22. August während der diesjährigen Turnierwoche ihren 32-jährigen Geburtstag feierte.
Höhepunkt der fünfjährigen Trainertätigkeit in Ludwigshafen war der persönliche Kontakt zu Steffi Graf. »Eines Tages erhielt ich mitten im Training einen Anruf von Hans Engert, der eine Trainingspartnerin für Steffi Graf suchte. Die befand sich zu dieser Zeit in der Rehabilitation nach ihrer schweren Knieoperation. Direkt vom Training flog ich nach Wien, wo ich am nächsten Morgen die erste Trainingseinheit mit Steffi Graf hatte«, erzählt Havrlikova. Natürlich sei sie nervös gewesen, denn zuvor hatte sie die Gräfin nur im Fernsehen gesehen.
»Meine Jugendzeit in Prag half mir bei dem ersten Treffen mit der weltbesten Tennisspielerin. Dort habe ich tschechische Stars wie Martin Damm und Petr Korda kennen gelernt. Ich wusste, dies sind ganz normale Menschen, wenn sie nicht auf dem Court stehen. Deshalb konnte ich auch Steffi Graf ohne Hemmungen und offen begegnen«, erinnert sich Havrlikova, die mit zwölf Jahren von ihrem Heimatort Domazlice nahe der deutschen Grenze nach Prag wechselte.
Die Offenheit mit der sich beide Tennis-Damen begegneten schien auch Steffi Graf zu gefallen, denn es entwickelte sich sogar ein freundschaftliche Beziehung. »Nach der Woche in Österreich haben wir auch in Deutschland häufig trainiert«, so Havrlikova, für die Steffi Graf die disziplinierteste und ehrgeizigste Spielerinnen war, die sie gesehen hat. Auch war es für Graf selbstverständlich ihre Trainingspartnerin zu ihrer Abschiedsparty nach ihrem Sieg 1999 in Paris nach Mannheim einzuladen. »Seit sie mit Andre Agassi in den USA lebt, ist der Kontakt abgebrochen. So ist das halt in diesem Geschäft,« sagt sie ohne Verbitterung.
Für Havrlikova war neben der Tenniskarriere immer ein zweites Standbein wichtig. An erster Stelle stand das Abitur und erst dann die sechsjährige Tennistour. „Ich kann nicht verstehen, wenn heutige junge Spielerinnen alles auf die Karte Tennisprofi setzen und die schulische Ausbildung zurückstellen“, so Havrlikova. Auch glaubt die 32-Jährigen einen Unterschied zur ihrer und der heutigen Jugendzeit erkannt zu haben. »Wir haben früher viel härter trainiert und waren auch disziplinierter.«
Der Tennissport beschränkt sich für die bei der WL-Bank in Münster arbeitende Bankkauffrau (Sachgebiet Wertpapierhandel) auf die Mannschaftsspiele für TC Union Münster. In diesem Sommer erreichte sie mit ihrem Team den vierten Platz in der Westfalenliga (dritthöchste deutsche Klasse). Für das Turnier in Bielefeld hat sie fünf Tage ihres Urlaubes geopfert. Ihre alten Bekannten Marc Kuchenbecker und Jan Miska wissen dies zu schätzen. »Als ehemalige Spielerin kennt sie die Bedürfnisse der Aktiven. Das wissen wir zu schätzen. Außerdem ist sie mir bei der Aussprache der zahlreichen Spielerinnen aus Tschechien und der Slowakei behilflich. Ich hoffe, dass Ivana auch im nächsten Jahr wieder dabei ist«, so Miska.

Artikel vom 29.08.2005