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Tchalova - zwei Siege zum Ziel

Tennis Bielefeld Open: Titelverteidigerin Barrois ist raus - Klaschka weiter

Von Franz Braun (Text und Fotos)
Bielefeld (WB). Favoritenstürze werden bei der sechsten Auflage der Bielefeld Open zur Tagesordnung. Flog zuvor die Nummer zwei der Setzliste Darija Jurak gegen Carmen Klaschka raus, so erwischte es gestern die Titelverteidigerin Kristina Barrois. Sie verlor 3:6,6:1,2:6 gegen die Polin Magdalena Kiszczynska. Für eine weitere faustdicke Überraschung hätte fast Lucky Loser Kelly de Beer aus den Niederlanden gesorgt. Sie vergab im Tiebreak des zweiten Satzes einen Matchball gegen die Topgesetzte Sandra Zahlavova aus Tschechien, die nach dem Satzausgleich noch zum erwarteten Erfolg kam.

»Ich bin an meinen Nerven gescheitert«, klagte de Beer und ärgerte sich über den vergebenen Matchball. So aber war die Nummer eins im Tableau, die Tschechin Sandra Zahlavova, weiter im Geschäft Jetzt geht es gegen die Russin Elena Tchalova. Restlos enttäuscht war die Titelverteidigerin Barrois nach der überraschende Niederlage gegen die Polin Kiszczynska. Der Traum vom Vorjahreserfolg war dahin und ihr Konditionstrainer Bernd Franke musste seinen Schützling trösten. »Ich habe nie zu meinen Rhythmus gefunden und nicht das spielen können, was ich kann«, war die Saarländerin am meisten über ihr Ausscheiden enttäuscht.
Knapp fünf Stunden später befand sich die Siegerin Magdalena Kiszczynska in der gleichen Gefühlslage. Die Polin verpasste das Halbfinale recht knapp, verlor sie mit 2:6,7:5,5:7 gegen Franziska Etzel (TA VfL Sindelfingen), die als zweite Spielerin das Halbfinale erreicht hatte. Für die Runde der letzten Vier hatte sich zuerst Carmen Klaschka qualifiziert. Die Spielerin vom TC Augsburg Siebentisch, die schon die Nummer zwei der Setzliste besiegt hatte, warf jetzt die Nummer acht, Sandra Martinovic (Bosnien-Herzegowina) mit 7:6(2),6:1 heraus. Jetzt wartet im Halbfinale die Sechste des Tableau, Franziska Etzel.
Am gestrigen Morgen konnte sie mit ihrem Amerikanischen Trainer David King noch trainieren, denn ihr Match war erst für 16.30 Uhr angesetzt. Die Rede ist von Elena Tchalova, die wohl neben Carmen Klaschka als die größte Turnierüberraschung bezeichnet werden kann. Kein Satzverlust in der Qualifikation und bis zum Viertelfinale des Damen-Hauptfeldes. Für Kenner der Tennisszene aber dürfte der Erfolg nicht ganz so überraschend kommen, denn die 18-Jährige hat zuletzt einige Erfolge verbuchen können. Sie ist Internationale Tennis-Jugendmeisterin von Deutschland, gewann ein 10 000 Dollar-Turnier in Moskau, nahm den Siegerpokal in Waiblingen in Empfang, siegte mit ihrer usbekischen Doppelpartnerin in Bad Saalgau und scheiterte beim Preisgeld-Turnier in Belgien erst im Halbfinale.
Der Erfolg für die in Ufa (Russland) geborene Tchalova stellte sich ein, als sie das Training in der »Tennisking Academy« in Stuttgart aufnahm. Dessen Inhaber und Leiter, David King, ist ihr Trainer. Ein alter Hase, hat der in Philadelphia (Pennsylvania USA) geborene King doch 35 Jahre Erfahrung im Tenniszirkus. Entsprechend seine Lizenzen: USPTA, PTR, DTB Bezirkstrainer. »Meine SpezialitätenÊsind die Kommunikation und Motivation sowie Technik, Geschwindigkeit und Power«, erklärt der 48-jährige King mit leicht schwäbischen Dialekt. Er ist stolz auf die Erfolge von seinem Schützling, dessen mentale Stärke und Siegeswillen er hervorhebt. Dabei hatte Coach King wohl den präzisen Vorhandvolley und das druckvolle Spiel »seiner« Elena vergessen.
Natürlich will Tchalova am Sonntag den Siegerpokal auch in Bielefeld entgegen nehmen. »Als Titelverteidigerin werden wir nicht wieder kommen, denn das wäre dann ein Rückschritt«, erklärt der Trainer. »Dann möchte ich in der Weltrangliste unter 300 sein und mich bei 25 000 Dollarturnieren behaupten«, erklärt Tchalova, die sich in Bielefeld sehr wohl fühlt. Im Halbfinale steht sich jedenfalls schon, hatte die westfälische Nachwuchshoffnung Justine Ozga beim 1:6,3:6 keine Chance.

Artikel vom 27.08.2005