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Schlesier und Polen in
Freundschaft verbunden

Bundestreffen der Heimatgemeinschaft Wansen

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Im großen Kreise hat am Samstag das 59. Bundestreffen der Heimatgemeinschaft Wansen im »Fichtenhof« stattgefunden. Mehr als 100 einst aus dem niederschlesischen Ort Vertriebene und ihre Nachkommen widmeten sich liebgewonnenem Brauchtum, ehrten ihre Verstorbenen und warfen einen ersten Blick auf kommende Großereignisse.

Denn im nächsten Jahr gedenken die Wansener des 60. Jahrestags ihrer Vertreibung aus der Heimat, und sie wollen das 50-jährige Patenschaftsverhältnis würdigen, das die Stadt Bielefeld vom ehemaligen Landkreis übernahm. »Wir waren am 7. August 1946 2400 Menschen, die ein Jahr nach Kriegsende, nach der sogenannten Polenzeit, zu Fuß nach Strehlen marschieren mussten, von wo aus man uns in Viehwaggons in den Westen verfrachtete«, erzählt Manfred Endreß, der 1. Vorsitzende der Bielefelder Wansener. 1800 Menschen siedelten sich in Bielefeld an, 600 in Delmenhorst, die am Samstag eine Delegation in die Gaststätte an der Heinrich-Forke-Straße entsandten.
Gabriele Stumpf, die stellvertretende Vorsitzende, schilderte in der Festrede Eindrücke vom ersten Besuch in Wansen 1973. Ernüchternde Impressionen, was das Stadtbild anging, ermutigende Zeichen im Dialog mit den neuen Bewohnern. »In der Schule wird Deutsch als Fremdsprache angeboten - die Stadt, die mehrere Jahrzehnte im Dornröschenschlaf lag, kommt wieder auf die Beine«, sagte Gabriele Stumpf.
Auch andere in Bielefeld geborenen Nachkommen der Vertriebenen wie die Schriftführerin und Redakteurin der »Wansener Rundschau« Cornelia Herrmann freuen sich über das gute Verhältnis zu den Polen: »Ausgehend von den zahlreichen Anmeldungen, brauchen wir für unseren Besuch im nächsten Jahr mindestens zwei Busse.« Zur 750-Jahr-Feier der Stadt Wansen vor drei Jahren zelebrierte gar der Erzbischof von Breslau die Messe.
Für Bielefeld wünschte Bürgermeister Horst Grube den Versammelten alles erdenklich Gute für die Zukunft. Zahlreiche andere Ehrengäste, darunter die CDU-Bundestagsabgeordnete Lena Strothmann, ihr Landtagskollege Rainer Lux, Brackwedes Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz und Bezirksamtsleiter Egon Schäffer, Fritz Meitsch für die Gumbinner Schicksalsgenossen, Dr. Eckard von Wallenberg (Bund der Vertriebenen) und Brunhilde Wiedemann (Kreisvereinigung der ostdeutschen Landsmannschaften), nahmen an dem Treffen teil.
Der Wansener Heimatchor unter der Leitung von Rita Höpfner, unterstützt vom Jodokus-Chor, überbrachten erinnerungsträchtige Sängergrüße wie »Heimat, dir von ferne« und »Schicke deine Sehnsucht«. Die Poeten im Kreise trugen Gedichte vor, bevor Endreß den Organisatoren und der Stadt Bielefeld für ihre Verbundenheit mit den Wansenern dankte.

Artikel vom 29.08.2005