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Mehr Ältere beschäftigen

Experten fordern gleitenden Übergang zum Ruhestand

Berlin (dpa/Reuters). 41 Prozent aller Betriebe in Deutschland beschäftigen niemanden, der über 50 Jahre alt ist. Die Erwerbsquote älterer Arbeitskräfte liegt bei 41,2 Prozent und ist damit weit entfernt von der EU-Zielquote von 50 Prozent.Renate Schmidt: Brauchen neues Altenbild.

Im fünften Altenbericht der Bundesregierung, der gestern in Berlin vorgelegt wurde, wird nachdrücklich für eine längere Lebensarbeitszeit plädiert.
Die Expertenkommission, die den Bericht erarbeitet hat, begrüßt den Abbau der Anreize für Frühverrentungen und fordert einen gleitenden Übergang in den Ruhestand. Abgelehnt wird eine Lockerung des Kündigungsschutzes für ältere Beschäftigte, die die Arbeitslosigkeit erhöhe.
Dagegen wird vorgeschlagen, dass der Staat für maximal fünf Jahre Rentenbeiträge für die Arbeitnehmer zwischen 50 und 65 übernimmt, die in Teilzeitarbeit gehen.
Die für Senioren zuständige Familienministerin Renate Schmidt (SPD) appellierte an Betriebe und Verwaltungen, ihre »Jugendzentrierung« aufzugeben und auf »altersgemischte Teams« zu setzen. »Sie bringen die besten Arbeitsergebnisse hervor und stellen den notwendigen Wissens- und Erfahrungstransfer sicher«, sagte sie.
Ministerin Schmidt zufolge zeigt der Altenbericht »deutlich, dass wir ein neues Altenbild brauchen«. Es sei falsch, Fragen des Alterns allein auf Probleme der Rentenkassen, der Pflegebedürftigkeit oder der Altersarmut zu beschränken. »Ältere Menschen sind ein Aktivposten in unserer Gesellschaft«, sagte Schmidt.
Nach Angaben des Vorsitzenden der Expertenkommission, Andreas Kruse (Heidelberg), werden die Unternehmen zunehmend mit dem Problem alternder Belegschaften zu tun haben. Bis 2020 würden in den Unternehmen etwa fünf Millionen Menschen mehr als jetzt 50 Jahre und älter sein. Die älteren Beschäftigten sollten deshalb von der Wirtschaft als »Innovationsmotor« gesehen werden, um die Produktivität zu erhöhen.
In dem gestern vorgelegten Bericht der Expertenkommission werden auch neue Formen der Förderung lebenslangen Lernens vorgeschlagen.
Dazu gehört der Vorschlag eines staatlich geförderten »Alten-Bafög«, das nach dem Muster der Studentenförderung alten Menschen weitere Bildungschancen gibt. Die Kosten dafür wurden auf ein bis zwei Milliarden Euro jährlich geschätzt.

Artikel vom 31.08.2005