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Käufer und Mieter erhalten unverzichtbare Infos

2006 soll in Deutschland ein einheitlicher Energiepass für Häuser und Wohnungen eingeführt werden


Von Stefan Schütt
Interessiert man sich für einen neuen Kühlschrank, liest man mit Interesse nach, wieviel Strom das Gerät verbraucht. Schließlich gibt es für »Weiße Ware« bereits seit langem Noten für den Energieverbrauch. Auch beim Autokauf ist die Frage, wie hoch der Spritverbrauch ist, ein wichtiges Entscheidungskriterium.
Wenn es allerdings darum geht ein Haus zu kaufen oder eine Wohnung zu mieten, ist es bislang nicht so einfach zu erkennen, ob es sich um eine Energieschleuder handelt, die einem angesichts immer höher werdender Öl- und Gaspreise das Geld aus den Taschen zieht. Doch das soll sich ändern.
Denn eine Richtlinie der Europäischen Union sieht vor, dass von Januar 2006 an in Deutschland ein Energiepass für Häuser und Wohnungen einzuführen ist. Er soll bei Bau, Kauf oder Neuvermietung vorgelegt werden. Für Neubauten ist ein solcher Pass seit 2002 bereits Pflicht. Für bestehende Gebäude gibt es solche Bescheinigungen bislang aber nur auf freiwilliger Basis und in uneinheitlicher Form.
Mieterverbände und Verbraucherzentralen erhoffen sich von der Einführung mehr Transparenz auf dem Immobilienmarkt und Anreize zur Gebäudesanierung. Viele Vermieter fürchten aber höhere Kosten. »Auf keinen Fall darf der Energiepass zu einer weiteren dramatischen Belastung für Hausbesitzer werden«, warnt beispielsweise der Immobilienverband Deutschland (IVD). Es dürfe beispielsweise nicht sein, dass Mieter automatisch die Miete kürzen könnten, wenn mehr Energie in Wohnung oder Haus verbraucht werde, als im Energieausweis angegeben. Sonst seien jahrelange kostspielige Streitereien vor Gericht die Folge.
Die Vermieterverbände favorisieren einen verbrauchsgestützten Ausweis. Dieser würde neuen Mietern anzeigen, wie hoch die Nebenkosten ihrer Vorgänger waren. Kritiker dieses Vorschlags betonen jedoch, dass der Verbrauch schwankt, abhängig davon ist, wie stark jemand heizt oder wie viele Menschen in dem Haus, in der Wohnung gelebt haben.
Mieterbund und Verbraucherzentralen befürworten deshalb einen bedarfsgestützten Pass -Êähnlich wie bei Kühlschränken. Er würde Aufschluss geben über den Zustand der Heizanlage, der Dämmung und über den Einsatz alternativer Energieträger. Problem hier: Ein solches Papier müsste von Architekten oder Energieberatern extra erstellt werden - und das kostet natürlich einige Euro.
In Berlin wird zurzeit zwischen Regierung und Opposition darum gerungen, wie der Energiepass in Deutschland konkret aussehen soll. Das Anfang Juli vom Bundesrat verabschiedete Energieeinspar-Gesetz regelt lediglich, dass der Pass bei Neuvermietung oder Verkauf auf Anfrage vorgelegt werden soll und die Ausweise zehn Jahre lang gelten sollen. Und rechtliche Ansprüche sollen sich daraus nicht ableiten können.
Klar ist: Der Energiepass wird kommen -Êund das ist gut so. Es ist zu hoffen, dass er -Êetwa in einer Kombination aus Bedarfs- und Verbrauchswerten - so ausgestaltet wird, dass er dem Mieter/Käufer wirklich brauchbare Informationen bietet und auf dem Immobilien- und Wohnungsmarkt kräftige Impulse für die Gebäude-Modernisierung entstehen können. Langfristig wird für eine Wohnung mit niedrigem Energiebedarf ein höherer Miet- oder Verkaufspreis zu erzielen sein. Der neue Energiepass wird vielfältige Vorteile mit sich bringen - und nicht zuletzt wird auch die Umwelt von ihm profitieren.

Artikel vom 02.09.2005