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Von Burgit Hörttrich

Bielefelder Optik

Von verblüffender Eile


Das ist der Traum einer jeden Stadt: Sie hat ein großes Areal übrig, das zu einer »Tageserholungsanlage mit einem vielfältigen Sport- und Freizeitangebot« entwickelt werden soll. Und sie hat gleich zwei Investoren an der Hand. Beide haben Konzepte entwickelt, die sich zumindest in einem Punkt überaus ähneln: im »Golf für Jedermann«.
Und jetzt verblüfft die Verwaltung, namentlich das Umweltamt, die politischen Gremien: Ohne jeglichen Abwägungsprozess, ohne eine neutrale Präsentation der beiden Konzepte soll einzig der »Beach Garden« ». . . konkretisiert und die Voraussetzungen für seine Umsetzung . . .« geschaffen werden. Die Kommunalpolitiker werden ohne Vorwarnung gleich nach der Sommerpause praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt. Hätte der eine oder andere in der Bezirksvertretung Heepen nicht aufgepasst - der »Beach Garden« hätte bereits die erste Hürde genommen.
Natürlich ist es immer begrüßenswert, wenn die Verwaltung zügig arbeitet. Trotzdem verblüfft es, dass ausgerechnet im Bereich Johannisbachaue, bislang immer mit Zähnen und Klauen gegen jegliche Idee verteidigt, die der Natur auch nur ansatzweise schaden könnte, plötzlich richtig geklotzt statt nur gekleckert werden soll.
Zumal für beide Konzepte gilt: 80 Parkplätze - die sind von der Stadt geplant - reichen nicht. Trotz guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist es schwer vorstellbar, dass ein Golfer an der Haltestelle Rabenhof aus der Stadtbahn steigt und von dort zu Fuß zur Driving Range marschiert. An schönen Wochenenden sind die Straßen rund um den Obersee zugeparkt - künftig wird es an der Johannisbachaue auch nicht anders sein.
Sich das vorzustellen, dazu gehört nicht viel Fantasie. Gleichzeitig sollen in der Aue selbst Auerochsen grasen, Reitwege angelegt werden und einer interaktiver landwirtschaftlicher Lehrpfad interessierte Spaziergänger anziehen.
Will man Freizeitvergnügen im Bereich Talbrücken-/Herforder Straße, dann muss man sich über die Konsequenzen im klaren sein: dicht zugeparkte Straßen, Anwohner, die sich beschweren, und natürlich (mehr) Lärm. Nicht zuletzt durch Gastronomie und Veranstaltungen auf einer Naturbühne. Open-air-Konzerte auf einer Sommerbühne an der Seidensticker-Halle erschienen der Verwaltung vor einem Jahr noch als unzumutbar für die Nachbarschaft . . .
Die Verwaltung sollte zumindest denen, die dafür gewählt worden sind, die Möglichkeit lassen
a) sich genau zu informieren und
b) sich dann zu entscheiden.
Und dann auch dazu zu stehen.

Artikel vom 27.08.2005