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Ohne Meister
keine Lehre

Laumann zur Handwerksordnung

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Weniger Meister, weniger Auszubildende: Diese Entwicklung könnte in einigen Handwerksberufen zu einem Comeback des Meisterbriefs führen. Zu denen, die eine Überprüfung der neuen Handwerksordnung fordern, gehört Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann.
Verständnis für das Handwerk: Karl-Josef Laumann.

Bei seinem Antrittsbesuch in der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe erklärte Naumann am Freitag, dass seit Inkrafttreten der neuen Handwerksordnung etwa bei den Fliesenlegern vier von fünf Existenzgründern nicht über die früher notwendige Qualifikation verfügten. Entsprechend rückläufig seien die Ausbildungsplätze.
Nach Informationen dieser Zeitung schlossen die Fliesenleger in OWL bis Ende Juli 2005 nur elf neue Ausbildungsverträge; vor einem Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt noch 19. Gebäudereiniger, bei denen die Meisterpflicht für Existenzgründer ebenfalls gestrichen wurde, stellten 33 Ausbildungsplätze bereit -Êstatt 57 Ende Juli 2004. Noch drastischer ist der Rückgang bei den Raumausstattern; mit 12 statt 25 hat sich die Zahl der neuen Lehrstellen mehr als halbiert.
Lena Strothmann, Präsidentin der OWL-Handwerkskammer, begrüßte Laumanns Ankündigung, die von Rot-Grün durchgesetzte Aufhebung der Meisterpflicht in 53 von vorher 94 Handwerksberufen zu überprüfen und dabei die Ausbildungsleistung als Richtschnur zu nehmen. Der Wegfall von Lehrstellen bei Fliesenlegern, Gebäudereinigern und Raumausstattern sei umso bedauerlicher, als das ostwestfälisch-lippische Handwerk erneut große Anstrengungen zur Schaffung von Lehrstellen unternommen habe. Ende Juli habe die Zahl neuer Ausbildungsverträge noch um ein Prozent über dem sehr guten Vorjahresergebnis gelegen. 2004 hatte das Handwerk die Zahl der Lehrstellen nach Jahren des Rückgangs um 11,8 Prozent gesteigert.
Naumanns Forderung nach Überprüfung zum Jahresende wird inzwischen auch von seinem CDU-Parteikollegen und saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller unterstützt.
Dagegen widerspricht der SPD-Arbeitsmarktexperte Klaus Brandner (Gütersloh) dem geforderten »Zurück zum Meisterzwang«. 27 000 Existenzgründer in den meisterfreien Handwerken müssten mit der Schließung ihrer Betriebe rechnen. Gleichzeitig drohe der Gesellschaft ein sprunghafter Anstieg der Schattenwirtschaft und der Schwarzarbeit, erklärte Brandner.

Artikel vom 27.08.2005