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Fink und seine 13: »Ich wollte
die Trikotnummer wechseln«

Ein starker Kauf-Ersatz: Das Glück ist zum Schwaben zurückgekehrt

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Uwe Rapolders Unberechenbarkeit hatte Michael Fink manch unruhige Nacht bereitet. Immer wieder stellte er sich die selbe quälende Frage, je näher das Wochenende rückte: »Bin ich im Kader oder bin ich nicht?« Mittlerweile sagt Arminias Mittelfeldspieler: »Wenn ich jetzt mal nicht spiele, stecke ich den Kopf nicht gleich in den Sand. Nächstes Mal bin ich dann eben wieder dabei.«
Den Ball am Fuß, den Blick voraus: Michael Fink in Berufskleidung.

Auch am Sonntag (17.30 Uhr, SchücoArena), wenn der FSV Mainz 05 zum Bundesligaspiel kommt, ist Fink garantiert fester Bestandteil des DSC-Kaders, zählt mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar zur ersten Elf. Das hat vor allem zwei Gründe. Erstens: die schwere Verletzung von Rüdiger Kauf. Denn nur durch den Ausfall des über die vergangenen Jahre beständigsten aller Arminia-Feldspieler bekam Michael Fink endlich die Chance, sich zu beweisen. »Mir tut das richtig leid für Rübe. Aber in dieser Situation kann ich als Profi nur an mich denken. Und so lange Rübe nicht spielen kann, möchte ich so viele Einsätze wie möglich sammeln.«
Der zweite Grund: »Ich spüre Thomas von Heesens Rückendeckung«, sagt Fink. Was er an seinem neuen Chef noch schätzt: »Er gibt den Reservespielern das Gefühl, hundertprozentig ein Bestandteil der Mannschaft zu sein. Thomas versucht immer, jeden Einzelnen voll zu motivieren.«
Und obwohl das unter von Heesen-Vorgänger Uwe Rapolder ganz anders gewesen sei, bezeichnet Fink seinen Ex-Coach als den besten seiner Karriere. »Rapolders Methoden waren manchmal rabiat. Aber ich bin unter ihm fußballerisch und taktisch viel weitergekommen. Vor allem das schnelle Spiel hat er mir beigebracht.«
Nun mag mancher denken: Der Fink ist doch erst 23 und kann in seiner jungen Karriere noch nicht allzu viele Vergleiche haben. Doch eine Liste, die die Namen Ralf Rangnick, Reinhold Fanz, Rainer Adrion, Winfried Schäfer und Felix Magath führt, lässt ohne Zweifel ein fundiertes Urteil zu. Speziell an Felix Magath hat Fink keine guten Erinnerungen, kann dessen »Quälix«-Image nur bestätigen. Unterm jetzigen Bayern-Coach durfte Fink in Stuttgart als VfB- Amateur mittrainieren. »Eine echte Chance habe ich aber nicht bekommen.« Beim VfB sei für den Schwaben ohnehin manches anders gewesen als beim DSC. »Dort haben die älteren Spieler mit den jüngeren gar nichts zu tun haben wollen. Hier war das von Anfang an anders. Jeder hat gleich mit einem geschwätzt.«
Fink hat die drei Pflichtspiele in dieser Saison von Beginn an bestritten, sich einen festen Platz im Team erarbeitet. Sollte Trainer von Heesen Sonntag gegen die Mainzer aber tatsächlich statt mit dem gewohnten Doppel- nur mit einem Einfachstopper vor der Abwehr spielen lassen, könnte Finks Platz gefährdet sein. Möglich, dass Detlev Dammeier dann diese Rolle übernimmt. Für Fink wäre das gar kein Problem, denn: »Dammi ist mein Zimmerkollege. Er gibt mir super Tipps, kritisiert mich auch, wenn ich Fehler gemacht habe. Von ihm habe ich viel gelernt.« Der 36-jährige Dammeier ist für den 23-jährigen Fink Vorbild, hat ihm viel geholfen. Was wichtig war. Denn der gebürtige Waiblinger hatte schon langsam begonnen, an sich zu zweifeln. Beim 0:5 in Wolfsburg und beim 0:3 in Bremen stand Fink vorherige Saison in Arminias Anfangself. Beim Vorbereitungs-0:4 auf die laufende Serie gegen Ajax Amsterdam war er ebenso von Beginn an dabei wie beim Auftakt-2:5 in Bremen. »Danach war ich total schlecht gelaunt. Ich dachte nur, das kann doch nicht wahr sein und wollte am liebsten schon meine Trikotnummer wechseln.« Fink trägt die 13, doch weil er sowohl im Vorbereitungsspiel gegen Heerenveen (1:0) als auch im Pokalspiel zuletzt in Magdeburg (3:0) zwei Mal mit dafür sorgte, dass bei Arminia hinten die Null stand, wusste Fink endlich: »Aha, es geht ja doch.« Fink, der Überflieger? Das nicht. Eher ein fleißiger Arbeiter, der die Absturzgefahr längst gebannt hat.

Artikel vom 27.08.2005