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SPD trauert um Peter Glotz

Der Politiker starb nach kurzer schwerer Krankheit

Berlin (dpa). Der frühere SPD-Bundesgeschäftsführer und Medienwissenschaftler Peter Glotz ist gestorben. Dies bestätigte am Freitag ein Sprecher der Zeitschrift »Neue Gesellschaft Frankfurter Hefte«, dessen Chefredakteur Glotz war.Galt als Vordenker der SPD: Peter Glotz.

Der 66-Jährige erlag am Donnerstag einer kurzen schweren Krankheit in einer Züricher Klinik. Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering würdigte Glotz: »Sein kritischer Geist und seine wache Aufmerksamkeit seiner Partei gegenüber werden uns sehr fehlen.« Die Sozialdemokratie trauere um Glotz. Dessen Lebenswerk sei »beeindruckend« gewesen. Müntefering: »Er verband politische Leidenschaft mit Intellektualität.«
Auch Bundespräsident Horst Köhler würdigte Glotz. Er habe sich durch Brillanz und sein publizistisches Können große Anerkennung erworben.
Glotz war 44 Jahre lang Mitglied der SPD. Von 1981 bis 1987 war er ihr Bundesgeschäftsführer. Bei der Bundestagswahl 1994 gehörte er als Bildungs- und Forschungsexperte der Wahlkampfmannschaft und dem Schattenkabinett von SPD-Kandidat Rudolf Scharping an. Glotz galt als »Vordenker« der SPD in Richtung demokratische Mitte. Er drang mit seinen Impulsen nicht immer in der SPD durch.
Im Februar 1987 trat er den Rückzug als Bundesgeschäftsführer an. Dies geschah zeitgleich mit dem Abgang von Parteichef Willy Brandt, den Glotz als »bedeutendsten sozialdemokratischen Politiker der Nachkriegszeit« bezeichnete.
Sein Ausscheiden aus der Politik kündigte der Professor 1996 an und widmete sich fortan der Medien- und Kommunikationswissenschaft, zunächst als Gründungsrektor der Universität Erfurt. Drei Jahre später folgte er einem Ruf nach St. Gallen.
Glotz blieb in der Öffentlichkeit stets präsent. Zuletzt moderierte er mit Heiner Geißler (CDU) die Polit-Sendung »Glotz&Geißler« auf n-tv. Seit 2000 war der gebürtige Sudetendeutsche aus Eger (zuletzt mit der CDU-Politikerin Erika Steinbach) Vorsitzender der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen.

Artikel vom 27.08.2005