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Mit einem Deckendurchmesser von 14 Metern und einer Tiefe von sechs Metern hat das Regenklärbecken Sommerbach ein Fassungsvermögen von 500 Kubikmetern. Bernd Begemann (vorn) und Stahlbetonmeister Stephan Hirschmann besprechen das Procedere.

Frisches Wasser für die
Fische in der Ems-Lutter

Neues Regenklärbecken soll den Sommerbach reinigen

Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). In der Bauphase sieht es ein bisschen aus wie ein Bombenkrater, aber seine Auswirkung für die Natur ist viel positiver: An der Osnabrücker Straße, Höhe Kreuzung »Sommer«, direkt an der Einmündung in die kleine Straße »Zu den Lutterquellen«, entsteht gerade ein Regenklärbecken, das die Wasserqualität der Ems-Lutter verbessern soll.

Vordergründiges Ziel des Bielefelder Umweltamtes ist die Verbesserung des chemischen und ökologischen Zustandes des kleinen Sommerbachs. Der fristet den Ursprung seines bescheidenen Daseins verrohrt, tritt erst am Bahndamm schräg unter dem Ostwestfalendamm zu Tage. Er ist bei normalem Wetter gerade mal einen Meter breit und vielleicht 30 Zentimeter tief, transportiert etwa 30 Liter Wasser pro Sekunde - aber nur für wenige hundert, zudem oftmals begradigte Meter, denn dann mündet er bereits in die Ems-Lutter. Für Wasserwirtschafter zählt der Sommerbach deshalb zu den minderwertigeren, weil erheblich veränderten Gewässern.
Dennoch kommt ihm eine große Bedeutung zu, weil er nach starken Regenfällen die bis zu zehnfache Wassermenge transportiert. Es ist das Oberflächenwasser des Gewerbegebietes »Thyssen« (ca. 21 Hektar) sowie der angrenzenden Wohngebiete bis zur Schulstraße, mittleren Hauptstraße und Westfalenstraße (weitere fünf Hektar). Mit dem Regen geht natürlich auch der ganze Dreck (Reifenabrieb, Feinstaub, organische Schwimmstoffe) den Sommerbach runter und fließt bislang direkt in die Lutter.
Das ändert sich jetzt: Ende Oktober bis Anfang November 2005 soll das neue Regenklärbecken an der besagten Straßenecke seinen Betrieb aufnehmen und damit für die Lutter die »Gewässergüte 2« erreichen. »Da könnten Sie dann schon bedenkenlos drin baden«, behauptet Siedlungs-Wasserwirtschafter Rolf Begemann vom Umweltbetrieb. Die Baumaßnahme sei Bestandteil eines Abwasserbeseitigungskonzeptes, dass der Bielefelder Umweltbetrieb auf Anordnung des Regierungspräsidenten nach und nach abwickle, sagt der 52-Jährige. 17 weitere Regenklärbecken und mehr als 100 Regenauffangbecken seien in diesem Zusammenhang während der letzten Jahre bereits in Bielefeld gebaut worden.
Im aktuellen Fall soll ein kleines Wehr den Sommerbach aufstauen. Durch ein 70 Zentimeter dickes Rohr wird er ins Klärbecken umgeleitet, gereinigt und anschließend direkt hinter dem Wehr wieder in sein Bachbett geführt, das somit erhalten bleibt.
»Die Reinigung des Wassers funktioniert nach dem "Kaffeetassen-Prinzip"«, erklärt Rolf Begemann. »Die schweren Teile setzen sich im engen Trichter ab. Die schrägen Wände und die Fließkraft treiben die groben Partikel zusätzlich nach unten. Der Schlamm wird dann - je nach Grad der Verschmutzung - manuell oder automatisch abgepumpt und durch einen Schmutzwasserkanal ins Klärwerk geleitet.«
Von alledem bekommt der neugierige Beobachter nichts mit, denn das Klärbecken ist später komplett mit Beton verdeckelt und von oben begrünt. Zu sehen bleibt nur ein Schaltkasten zur Steuerung der Pumpen. 500 000 Euro kostet die ganze Baumaßnahme. Die Fische werden es dem Umweltamt danken. In der Ems-Lutter soll es neben Stichlingen auch Plötze, Aale und Flussbarsche geben, dazu eine Reihe entflohener Teichfische wie Forellen, Karpfen, Hechte und Schleien.

Artikel vom 27.08.2005