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LeitartikelÖlpreis-Horror und Kernkraft

Finnland, warum hast du's besser?


Von Rolf Dressler
Selbst wenn in Wahlkampfzeiten verbales Holzen angesagt ist, wird so mancher wirkliche Hammer erstaunlich sanft geschwungen. Hauptgrund dafür sind die widerstreitenden Sichtweisen. Beredtes aktuelles Beispiel: die unterschiedlichen Vorstellungen davon, welcher bezahlbare »Ressourcen-Mix« denn am ehesten eine seriös berechenbare Energiepolitik und damit Versorgungssicherheit für Unternehmen und Privathaushalte verheiße.
Eher beiläufig gab man uns in dieser Woche zu verstehen, dass sich der schon jetzt im Dauer-Steilflug befindliche Ölpreis binnen kurzem wahrscheinlich nochmals von 70 auf 140 Dollar pro 159-Liter-Fass verdoppeln werde. Leicht auszumalen, welche dramatischen Folgen das gerade auch für den Produktions- und Dienstleistungsstandort Deutschland nach sich zöge, um den es - zumal nach zuletzt sieben rot-grünen Regierungsjahren - ohnehin nicht zum Besten steht im internationalen Wettbewerb.
Trotzig-bockig aber blendet die linke Anti-Fraktion, angeführt vom Grünen-Chefideologen Jürgen Trittin, schon den bloßen Gedanken an einen Energien-Mix aus, der auch der Kernkraft wieder einen Platz darin zuweist. Absolut nichts kann die Ablehnungsfront beeindrucken oder wenigstens zum Nachdenken anregen. Weder der Ölpreis-Horror, dem Schlag für Schlag vor allem auch Deutschland sehenden Auges entgegenschleudert, noch andere Wahrheiten und Welt-Wirklichkeiten und besonders diese:
- Der Rot-Grün-Beschluss, bis zum Jahre 2020 alle deutschen Kernkraftwerke abzuschalten, kümmert anderswo niemanden.
- Ganz im Gegenteil: Kernenergie ist international kräftig im Aufwind. 441 Atommeiler sind derzeit in 31 Ländern in Betrieb, mehrere Dutzend werden neu gebaut und schon bald nahezu 25 Prozent der gesamten Welt-Strommenge erzeugen.
- Dank der Nutzung sauberer Kernenergie wurden allein im Vorjahr (2004) sage und schreibe 2,8 Milliarden Tonnen weniger umweltschädliches Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen. Doch Trittin & Co. mauern, blocken ab, rufen nur stur: Nix da, wir wollen Wind und Sonne, Sonne und Wind! Basta. Werden aber die Kernkraftwerke (nur) in Deutschland abgeschaltet und durch Kohle- und Gas-Kraftwerke ersetzt, verstärkt sich der CO 2-Ausstoß unausweichlich um 170000 bis 230000 Tonnen jährlich. Das entspricht in etwa der Jahres-Schadstoffmenge aller Autos auf deutschen Straßen.
Hinzu kommen die wirtschaftlichen Folgen für Deutschland, das schon heute Europa-Spitze bei den Strompreisen ist. Steigt Deutschland also - von rot-grüner Ideologie-Borniertheit getrieben - tatsächlich aus der Kernenergie-Nutzung aus, wird Finnland bis auf weiteres wohl das einzige Land bleiben, das die Vorgaben des Kyoto-Umweltschutz-Protokolls vorbildlich erfüllt.
Finnlands offenes Erfolgsgeheimnis: ein modernes, hochsicheres Kernkraftwerk - maßgeblich aus deutscher Produktion...

Artikel vom 27.08.2005