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Im Spannungsfeld von
Kirche und Kunstwerk

Reformierte Gemeinde öffnet sich immer weiter

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Die denkmalgeschützte Süsterkirche in der Altstadt ist vergleichsweise klein und schlicht und bietet sich nach Überzeugung von Pfarrerin Erika Edusei für moderne Kunst geradezu an. Man wolle jungen Künstlern ein Forum bieten, und die Gemeinde wolle sich »bewusst dem Spannungsfeld zwischen Kunst und Religion stellen«. Am Sonntag, 28. August, wird mit »Leicht und Schwer« eine weitere Ausstellung mit den Werken von fünf Bielefelder Künstlern eröffnet.

Seit 1999 gibt es wechselnde Ausstellungen in der Kirche. Die evangelisch-reformierte Gemeinde will mehr - sie will ihre Kirche zu einem Ort machen, an dem auch Theater zu erleben sein kann, Musik sowieso, Tanz ebenfalls. Erika Edusei wünscht sich an Stelle der Kirchenbänke eine mobile Bestuhlung. Mit dem Angebot über das rein kirchliche hinaus wolle die reformierte Gemeinde allerdings den übrigen Innenstadtkirchen »keine Konkurrenz« machen. Erika Edusei: »Wir ergänzen uns, oder wir kooperieren.« Mit diesem Konzept geht die reformierte Gemeinde mit Ideen des Kirchenkreises Bielefeld konform. Der sucht nach einem neuen Modell für die Innenstadtkirchen. Nicht zuletzt, weil gespart werden soll (das WB berichtete).
Exponate für die Ausstellung »Leicht und Schwer« erarbeiteten - zum Teil eigens dafür - Petra Timmas, Maria Isabella Garofalo, Ute Casarini, Tina Tacke und Wolfgang von Chamier.
Garofalo stellt auf ihren Bildern »Sintflut-Geschichten« dar - nicht unbedingt im alttestamentarischen Sinne, sondern mit einem Bezug zu heute: Die Künstlerin schildert Schicksale von Boat-People, sieht die Arche als Ort der Rettung und will zeigen, was es bedeutet, nicht gewollt zu sein.
Casarini zog ein Band der Vollkommenheit und der Liebe durch die Kirche, beruhend auf dem Brief des Paulus an die Kolosser. Timmas bezieht sich mit ihrer Installation auf Aufstieg und Fall der Stadt Tyrus in der Bibel: Unter dem Gold der Oberfläche verbirgt sich nur Holz und Blech. Ihr Wunsch: dass die Ausstellungsbesucher ihre Installation »bewegen« und umgruppieren.
Tacke zeigt die Skulpturen »Mädchen mit Taube« und »Metamorphose« - erdverbundene Menschlichkeit und losgelöstes Sein. Wolfgang von Chamier nimmt Bezug auf die barocke Vanitas, auf Eitelkeit und Vergänglichkeit, und zeigt in seinen Skulpturen das Spannungsfeld zwischen fleischlicher Realität und geistiger Überhöhung auf. Pfarrerin Erika Edusei freut sich: »Inzwischen sprechen die Künstler uns schon an, ob sie in der Kirche ausstellen können.«
Eröffnet wird die Ausstellung am 28. August im 10.15 Uhr-Gottesdienst, anschließend gibt Dorothee Meyer zu Bentrup eine Einführung. Die Arbeiten sind bis zum 11. September, dem Tag des offenen Denkmals, zu sehen, dienstags und mittwochs von 11 bis 13 Uhr, donnerstags bis samstags von 16 bis 18 Uhr.

Artikel vom 26.08.2005