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Von Picasso bis Video -
Kulturschätze auf einen Blick

Kunsthalle präsentiert Neuerwerbungen seit 1996

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Picasso will Geld verdienen und beginnt seine »Rosa Periode«, Robert Longo verherrlicht Magellans Weltumrundung, und Jonathan Meese treibt die Dämonen seiner Kindheit aus: Die Kunsthalle zeigt - endlich! - ihre Neuerwerbungen der letzten zehn Jahre.

Zur Eröffnung der Ausstellung »In the Middle of the Night« - Kunsthallenchef Thomas Kellein interpretiert den Lennon-Titel als Liebeserklärung an die Kunst - will Rirkrit Tiravanija am Sonntag Bihunsuppe kochen. Der Thailänder illustriert mit dieser Aktion sein Kunstverständnis: Malerei & Co. brauchen keine Vermittler zwischen Werk und Konsument.
Basierend auf der intelligenten Sammlerpolitik von Kelleins Vorgängern, haben der kaum hoch genug einzuschätzende Idealismus der Lemgoer Staff-Stiftung, das Wohlwollen privater Sammler und Kelleins eigene Stilsicherheit in der Auswahl neuer Werke aus der Kunsthalle eine Schatzkammer gemacht. Sie hortet die klassische Moderne wie die Pop Art, das surrealistische Relief wie die politisch ambitionierte Video-Installation. Und erfreut damit jetzt endlich, bis zum 6. November und nach vielen (verdienstvollen) Einzelausstellungen, ihre Besucher.
Seht her, ihr seid reich, ihr besitzt Gemälde und Skulpturen Peter August Böckstiegels, des »Local Hero des deutschen Impressionismus'« (Kellein), des sonst unbezahlbaren Picasso (eine weltweit einzigartige Serie mit Studien zu den Gauklern und Artisten), ihr habt in den Garnbildern einen (ebenfalls einmaligen) Warhol-Zyklus, Gemälde des Fotospezialisten Man Ray, Victor Servranckx' »bestes Bild« (Jan Hoet vom Herforder MARTa), Kirchners, Noldes und, und, und.
Nur Vanessa Beecrofts Bild, mit dem der Katalogeinband wirbt, ist (noch) nicht zu sehen: Man hatte es schon vor langer Zeit den Salzburgern versprochen - es kehrt erst im Oktober zurück.
Kellein erklärt die Symbiose aus Museum und Stiftung für geglückt. »Wir sind kein ÝDurchlauferhitzerÜ, kein Haus, dessen Zweck darin besteht, Kunst aufzuwerten, damit Privatsammler sie mit Profit veräußern können.«

Artikel vom 26.08.2005