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Ikebana und Bauhaus,
Asien und »der Westen«

Ausstellung mit Arbeiten von Sunah Choi im Waldhof


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Das schwarze Podest hätte, wären alle Seiten ausgeklappt, dieselbe Grundfläche wie eine japanische Tatami-Matte. Das Podest ist Teil einer der Installationen, die Sunah Choi, 1968 in Korea geboren, im Museum Waldhof zeigt. Die Ausstellung mit Film, Fotografie und eben Installationen wird heute um 19 Uhr eröffnet. Nach einer Begrüßung durch Andreas Wannenmacher vom Bielefelder Kunstverein gibt Dr. Stefanie Heraeus eine Einführung.
Gestern baute Sunah Choi, die seit zehn Jahren in Frankfurt/Main lebt und arbeitet, ihre Ausstellung auf. Sie bringt traditionelle japanische Wohnkultur mit Bauhaus-Ästhetik zusammen. Sunah Choi hat eine ihrer Installationen Tokonoma genannt - so, wie die Rollbildnische in einem japanischen Haus heißt. Es dominieren Rot und Schwarz, das Stahlgerippe eines Sessels von Mies van der Rohe korrespondiert mit einem Ikebana-Arrangement, ein Fichtenbaumstamm mit Einkerbungen erinnert an van der Rohes Doppel-T-Träger. In einer kleinen verchromten Kugel spiegelt sich die gesamte Installation. »Eine Art Miniatur«, sagt Sunah Choi. Bis auf »Tokonoma« werden alle Arbeiten zum ersten Mal zu sehen sein. Gezeigt werden mehrteilige, großformatige Fotografien mit geometrisch abstrakten Formen. Sunah Choi fotografierte eine klassische Bauhaus-Kugellampe mit roter Glühbirne und setzte sie auf schwarzen Grund. Das Bild ist in einem kargen weißen Raum zu sehen, der die alte Architektur rekonstruiert. Ihre Videoarbeiten tragen die Titel »Learning Asia« - japanisches Porzellan in Schwarzweiß, von allen Seiten in den Fokus genommen - und »Eating Fruits«. Damit nimmt Sunah Choi das barocke Vanitas-Motiv auf ihre Art auf.
Warum Japan? Sunah Choi betont, ihr gehe es um »das Bild im Kopf - Japan entspricht dem asiatischen Klischee.« Und sie brauche Abstand zu ihren Themen: »Deshalb auch nicht Korea.«
Die Ausstellung ist bis zum 23. Oktober zu sehen, am 15. September ist ein Werkstattgespräch mit der Künstlerin geplant.

Artikel vom 26.08.2005