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Ernte bricht nach Rekordjahr ein

Bauernverband: Rückgang um 12 Prozent - In OWL noch viel auf den Feldern

Berlin/Bonn (dpa/WB/DS). Der Regen und das kühle Wetter haben den Bauern in diesem Jahr die Ernte verhagelt. Die Erträge brachen um gut ein Achtel im Vergleich zum Rekordvorjahr ein: »Das Ergebnis ist leider enttäuschend«, sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner gestern in Berlin.
Da kommt vieles zusammen in diesem Jahr: Nässe, Kälte, Spätfrost, Trockenheit und Regen machen den Bauern zu schaffen. Wegen der Ernteverzögerung und schlechteren Qualität fahren sie geringere Erträge ein.»Das Jahr ist äußerst schwierig gewesen«: Gerhard Sonnleitner.
»Wir gehen von einem Getreideertrag von 45 Millionen Tonnen aus. Das ist ein Rückgang von 12 Prozent.« Das Jahr sei »äußerst schwierig« gewesen. Den Bauern hätten Nässe, Kälte, Spätfrost, Trockenheit und Regen zu schaffen gemacht. Etwa ein Fünftel des Getreides sei wegen des Wetters noch gar nicht geerntet.
Die Bauern fahren nach Einschätzung von Sonnleitner wegen der Verzögerung und der schlechteren Qualität nur eine unterdurchschnittliche Ernte ein. Der Ertrag werde im Schnitt bei 6,5 Tonnen pro Hektar liegen.
Die Situation bei den einzelnen Getreidesorten ist sehr unterschiedlich. Die Weizenerträge fallen voraussichtlich ein Zehntel geringer aus als im Vorjahr. Bei Roggen rechnet der Deutsche Bauernverband gar mit einem Minus von 18 Prozent. Der Roggen habe erheblich unter der Witterung gelitten, sagte Sonnleitner.
Einbußen gibt es auch bei der Sommergerste: Sie könne oft nicht mehr als Brauware verarbeitet werden. Die Kartoffelernte ist laut Bauernverband bisher enttäuschend. Für Pommes frites seien die Kartoffeln zu klein.
Auch Obst litt unter dem Wetter: Bei Sauerkirschen wird eine um 40 Prozent geringere Ernte erwartet. Die Erträge von Äpfeln erreichten das Vorjahresniveau, die der Beeren lägen darüber.
Der Bauernpräsident bekräftigte seine Forderung nach einer »Bauernbefreiung«. »Wir wollen als Unternehmer in eigener Verantwortung den Freiraum für unternehmerisches Handeln.«
Die in Bonn ansäsige Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen wollte gestern noch keine Auskunft über die Höhe des Getreideertrages machen, da weiterhin ein großer Teil nicht geerntet sei. »Die Lage sieht aber auch in Ostwestfalen-Lippe nicht gut aus«, erklärte Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer in Bonn gegenüber dieser Zeitung. 30 Prozent des Roggens und 43 Prozent des Hafers seien noch nicht geerntet und vom Winterweizen seien gar 61 Prozent noch nicht gedroschen. Gut gelaufen sei lediglich die Raps- und Wintergerste-Ernte.
Rüb betonte, es komme aber nicht nur darauf an, ob man das Getreide überhaupt vom Feld bekomme, sondern auch, ob die Qualität stimme. Und da sei angesichts des schlechten Wetters nicht viel zu erwarten. Auch lohne es sich nicht, das Getreide nach der Ernte zu trocknen. »Die Erlöse werden bei den heutigen Energiepreisen dabei aufgefressen. Da können die Landwirte das Korn gleich auf den Feldern lassen.« Was die Bauern jetzt dringend brauchten, seien mehrere trockene Tage hintereinander.
Rüb beruhigte die Verbraucher jedoch. Die Versorgung sei trotz der zu erwartenden schlechten Ernte gesichert - es gebe noch ausreichend Vorräte von der guten Ernte des vergangenen Jahres. Und auch die Preise würden voraussichtlich nicht steigen

Artikel vom 26.08.2005