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Kind und Hund - das ist gesund

Vierbeinige Familienmitglieder -ĂŠTreue Begleiter sind gut für die kindliche Entwicklung

Von Larissa Kölling
Bielefeld (WB). Der kleine Timi und sein Hund Lassie sind ein super Team. Kinder und Erwachsene kennen das erfolgreiche, harmonische Duo bereits seit Jahrzehnten. Der Collie Lassie ist ein Superstar. Doch auch wenn Bello und Hasso im Alltag keine Leben retten können, sind vierbeinige Freunde als Mitglied der Familie immer eine Bereicherung. Kinder entwickeln sich positiver, wenn sie mit einem Tier aufwachsen, so berichten Experten. Dabei stehen vor allem Hunde ganz oben in der Gunst der Besitzer, denn mehr als 50 Prozent aller Hunde werden in Familien gehalten.

Hunde sind immer da, wenn das Kind es wünscht, man kann sie mitnehmen, mit ihnen ohne Angst die Umwelt erleben, sie bleiben da, wenn man krank ist, sind unterhaltsam, man kann ihnen alles erzählen und sie sind aufmerksam. Oft verschaffen sie Bewunderung und Respekt bei anderen, zeigen Zuneigung und geben Streicheleinheiten, aber man kann ihnen auch etwas beibringen und so Erfolgserlebnisse haben. Das neue »Familienmitglied« - der Hund - verändert die Lebensqualität eines Kindes nicht selten radikal. Die Qualität der Beziehungen zu Freunden, Geschwistern, den Verwandten, aber auch zu den Eltern, Fremden und Lehrern wird von den Erlebnissen und Erfahrungen mit diesem Vierbeiner nachhaltig positiv beeinflusst.
Kinder fühlen sich mit einem Hund sicherer, freier, interessanter für die Umwelt, schon allein deshalb, weil sie jetzt immer einen Gesprächsstoff haben. Sie wünschen sich einen Hund und treffen dabei nicht selten auch die heimlichen Wünsche ihrer Eltern, dies gilt verstärkt dann, wenn diese auch entsprechende Erlebnisse mit Tieren in ihrer eigenen Kindheit gemacht haben.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Heimtiere eine wesentliche Bedeutung als Co-Therapeuten und Miterzieher haben. So ergab eine Studie des Hamburger Professors Dr. Reinhold Bergler vom Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft, dass Großstadtkinder, die einen Hund betreuen, sportlich aktiver sind und weniger unter Einsamkeit, grüblerischen Depressionen sowie sozialer Isolation leiden. Eine Untersuchung bei Grundschulkindern ergab, dass sich Kinder, die mit einem Tier aufwachsen - und das sind immerhin 45 Prozent - positiver entwickeln als andere. Ihre Lehrer stellten fest, dass sie weniger aggressiv sind, sich besser mit Mitschülern vertragen, ein ausgeprägteres Sozialverhalten und mehr Verantwortungsbewusstsein zeigen und überdies seelisch ausgeglichener, fröhlicher und einfühlsamer sind. Das alles sind Verhaltensweisen, die Kind und Hund im Aufwachsen miteinander entwickeln und pflegen.
Doch ein Hund ist kein Spielzeug und gerade deshalb sollte die Anschaffung eines lebendigen Wesens mit Bedürfnissen, Gefühlen und vor allem auch Forderungen reiflich überlegt werden. Dabei spielt das Alter des Kindes eine wesentliche Rolle. »Ein Hund ist erst für Kinder im Grundschulalter optimal geeignet«, erklärt Dr. Marion Kornberg, Fachtierärztin für Kleintiere in Trier. Erst dann können sich die kleinen »Herrchen« und »Frauchen« auch selbstständig um Pflege und Versorgung des tierischen Lieblings kümmern. Auch die Rasse ist ein wichtiger Faktor: »Kleine Hunde sind eher ungeeignet als Familienhunde. Denn je kleiner der Vierbeiner, je schwieriger ist er erfahrungsgemäß auch. Besser sind mittelgroße Rassen, wie zum Beispiel Pudel oder Bearded Collies. Bei den Großen sind Labrador oder Golden Retriever zu empfehlen.« Mit Mischlingen hat die Trierer Ärztin fast immer gute Erfahrungen im Umgang mit kleinen Menschen gemacht. Auch die Tiermedizinerin ist von dem überaus positiven Einfluss von Hunden auf die Entwicklung von Kindern überzeugt. »Gerade das Sozialverhalten und das Verantwortungsbewusstsein werden gefördert«, beschreibt Dr. Marion Kornberg, die bei einfachen Behandlungen, wie dem Abhören eines Hundes, auch gerne mal die kleinen Besitzer mit einbezieht.
Etwa 90 Prozent aller Eltern betrachten den Familienhund als willkommenen Miterzieher, um Verantwortungsgefühl zu wecken und soziales Verhalten zu lernen. Doch Vorsicht, denn wer Hund und Kind hat, hat dann auch selbst doppelte Arbeit bei der Erziehung!

Artikel vom 02.09.2005