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Karl Josef Klasen vom Initiativkreis: »Kein Rückschlag«.

Deppendorfer Schule
wird kein Denkmal

Initiativkreis setzt jetzt auf private Retter des Gebäudes

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Niederdornberg-Deppendorf (WB). Betrübliche Kunde für den Initiativkreis »Volksschule Deppendorf«: Die alte Deppendorfer Schule ist nicht unbedingt erhaltenswert! Das Amt für Denkmalpflege in Münster hat es abgelehnt, das 111 Jahre alte Gebäude an der Deppendorfer Straße 147 unter Schutz zu stellen.

»Am Haus sind im Laufe der Zeit zu viele Veränderungen vorgenommen worden«, begründete Annegret Herden-Hubertus vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT ihre negative fachliche Stellungnahme, die der Stadt Bielefeld zugeleitet worden ist. Fenster seien ausgetauscht worden, der Wirtschaftsteil mit Deeleneinfahrt sei nicht mehr vorhanden. Deshalb ließ sich eine Unterschutzstellung nicht mehr begründen, so die Denkmalpflegerin, die sich auch vor Ort einen Eindruck von dem Gebäude direkt neben dem Feuerwehrgerätehaus gemacht hatte.
Um mit ihrer Meinung nicht allein dazustehen, hat sie das Thema auch im Kollegenkreis diskutiert und sich »rückversichert«. Persönlich bezeichnete sie ihre Entscheidung als »sehr bedauerlich«. Herden-Hubertus: »Wäre noch mehr historische Bausubstanz vorhanden, hätte die Sache anders ausgesehen.« Die Bürger in Niederdornberg, Deppendorf und Schröttinghausen könnten den Erhalt jetzt nur noch damit begründen, dass das ehemalige Schulgebäude unter anderem für regelmäßige Treffen der Vereine gebraucht werde.
Das ist bereits geschehen. So ist das Urteil der Denkmalschützerin für Karl Josef Klasen vom Initiativkreis auch kein Rückschlag. »Wir arbeiten weiter«, gab sich der Architekt aus Werther kämpferisch. Das für kommenden Samstag geplante Sommerfest auf dem ehemaligen Schulgelände und die Sammlung von Spenden werde auf jeden Fall stattfinden. Die neue Lage müsse allerdings nun erst einmal im Kreise der Schulerhalt-Befürworter besprochen werden, sagte er.
Wie berichtet, will die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (BGW) die alte Deppendorfer Schule, deren Obergeschoss aus zwei Wohnungen besteht, aus Kostengründen abreißen oder verkaufen. Auch der Beirat für Stadtgestaltung hatte sich einmütig für den Erhalt ausgesprochen.
Kann die Schule von Anno 1894 kein Denkmal werden, gibt es laut Klasen auch schon »andere Überlegungen« zum Erhalt des Gebäudes und »ernst zu nehmende Leute, die Interesse bekundet haben«. Daneben gelte die Option, dass der Initiativkreis möglicherweise die Immobilie erwirbt. »Wir hoffen, dass wir bis zum Fest am Samstag mehr sagen können«, meinte Klasen. Man arbeite derzeit mehrgleisig. Nichts sei entschieden. Außerdem habe die BGW bei der gesamten Angelegenheit ein nicht unerhebliches Wörtchen mitzureden.
»Wir machen nix«, kommentierte gestern Bielefelds Bauamtsleiter Wolfgang Goldbeck das Votum aus Münster. Der Antrag auf Erteilung einer Abrissgenehmigung werde im Einvernehmen mit der BGW vorerst nicht weiter bearbeitet. Goldbeck bestätigte, dass es einen ernsthaften Kaufinteressenten gibt.
Das Sommerfest morgen beginnt um 15 Uhr, es gibt Kaffee und Kuchen, Gegrilltes, Kinderprogramm und ein Lagerfeuer. Die Besucher sind aufgefordert, alte Fotos aus ihrer Schulzeit mitzubringen.

Artikel vom 26.08.2005