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Jugendliche führen durch Anne Frank Ausstellung

Bielefelder Schüler als ehrenamtliche Gruppenleiter

Von Christina Ritzau
Bielefeld (WB). Unter dem Motto »Eine Geschichte für heute« eröffnete Ende August im Historischen Museum Bielefeld eine Ausstellung über Anne Frank. Ihr Tagebuch, in dem sie über Erlebnisse und Gefühle, sowie über ihre Situation als Jüdin zur Zeit des Nationalsozialismus berichtet, schrieb Anne Frank als Teenager. Dadurch wird noch heute vielen jungen Menschen der Zugang zu den zeitgeschichtlichen Ereignissen erleichtert.

Im Rahmen der Aktion »Jugendliche führen Jugendliche« arbeiten während der Ausstellung, die Cornelia Foerster, Leiterin des Historischen Museums für ihr Haus anmietete, 28 Bielefelder Schüler und Schülerinnen als ehrenamtliche Gruppenleiter. Für den Kontakt zu den Bielefelder Schulen und für die Information der Lehrer sorgte der wissenschaftliche Museumsangestelllte Udo Schlicht.
Die Idee des Projektes »Jugendliche führen Jugendliche« wird in Deutschland vom Anne Frank Zentrum Berlin umgesetzt, stammt aber ursprünglich vom gleichnamigen Partnerzentrum in Amsterdam. »Mit der Aktion haben wir bereits sehr gute Erfahrungen gemacht«, betont Nadja Weck, freie Mitarbeiterin des Anne Frank Zentrums Berlin, die zusammen mit zwei Mitarbeitern, dem Zivildienstleistenden Florian Druckenthaner und seinem Nachfolger Markus Kinschner, die Schüler auf ihre neue Aufgabe vorbereitete.
Gemeinsam mit den hoffentlich zahlreichen Besuchern ziehen die jungen ehrenamtlichen Ausstellungsleiter Parallelen zwischen dem Leben von Anne Frank und dem der Teenager heute. Die Arbeit mit Bildern, Zitaten aus dem Tagebuch und antijüdischen Gesetzen der Jahre 1932 und 1933 soll dabei die Situation zur Zeit des Nationalsozialismus möglichst authentisch wiederspiegeln. Damit die inhaltliche Qualität der Führungen garantiert ist, wurden die 28 Teilnehmer in einem zweitägigen Trainigsseminar vorbereitet. In zwei getrennten Gruppen eigneten sie sich sowohl Sachkenntnisse über den Nationalsozialismus und Anne Frank, als auch über Moderationstechniken an.
Junge Menschen unter sich. Davon erhoffen sich die Mitarbeiter des Anne Frank Zentrums Berlin eine entspannte Atmosphäre, in der auf ungezwungene Art und Weise ein Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus hergestellt werden kann. Zweifel an dem Erfolg des Projektes »Jugendliche führen Jugendliche« hatten die Initiatoren zu keiner Zeit. Und auch die Schüler zeigten sich von vornherein zuversichtlich und freuten sich auf ihren Einsatz als ehrenamtliche Ausstellungsleiter. Es sei ein gutes Gefühl, anderen Jugendlichen das Thema Nationalsozialismus nahe zu bringen, darin sind sich die Schüler einig. Und auch in ihrer Vorbereitungsgruppe haben sie gerne gearbeitet. Schon bald habe sich ein Gefühl der Verbundenheit und der Vertrautheit eingestellt und alle hätten die nötige Ernsthaftigkeit mitgebracht. »Das Projekt war für mich eine ganz neue und tolle Erfahrung«, so die Teilnehmerin Michèle Herfurth.
Interessierte Schulklassen haben noch bis zum 2. Oktober 2005 die Möglichkeit, diese andere Art des Museumsbesuches wahrzunehmen.

Artikel vom 29.09.2005