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Geständnis
nach Razzia

Deutsche Arbeiter schwarz bezahlt

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Im neuen Schwarzarbeiter-Skandal in der Fleischbranche hat es ein erstes Geständnis gegeben. Die 35-jährige Hauptbeschuldigte Tina H. aus Lübbecke räumte ihr zu Last gelegte Taten ein.

Die Dänin gab zu, für Schwarzgeldzahlungen zuständig gewesen zu sein. An deutsche Arbeiter, sogenannte Ausbeiner beim Zerlegen von Rindern, sollen insgesamt zwei Millionen Euro Schwarzgeld geflossen sein. Durch Scheinrechnungen seien die Zahlungen verschleiert worden, gab die Beschuldigte in ihrer Vernehmung an. Nach dem derzeitigen Ermittlungen ist nicht auszuschließen, dass die betroffenen deutschen Arbeiter sich arbeitslos gemeldet hatten. Demnach hätten sich außer dem monatlichen Schwarzgeld zusätzlich auch Unterstützung des Staates kassiert.
Wie berichtet, waren am Mittwoch bei einer Razzia in der Fleischbranche in Ostwestfalen-Lippe, dem Münsterland und Niedersachsen außer der 35 Jahre alten Dänin vier weitere Beschuldigte verhaftet worden. Zu den Hauptbeschuldigten zählt der Lebensgefährte der Dänin, der 38-jährige Türke Erol D. aus Lage. Ferner befinden sich drei Deutsche im Alter von 37, 39 und 42 Jahren in Untersuchungshaft. Insgesamt werde aber gegen mehr als fünf Beschuldigte ermittelt, sagte gestern der Bielefelder Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann.
Den fünf Verdächtigen werden unter anderem Steuerhinterziehung, Betrug und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen bis zu 550 Arbeiter, vor allem aus Rumänien, an Schlachthöfe der Firma Westfleisch (Münster) vermittelt haben. Für 100 bis 200 Arbeiter sollen Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse erschlichen worden sein. 350 weitere Arbeiter wurden angeblich schwarz beschäftigt. Der den Finanzbehörden und den Sozialversicherungsträgern entstandene Schaden lasse sich derzeit noch nicht genau beziffern, dürfte jedoch im Millionenbereich liegen, sagte Pollmann dieser Zeitung.
Wie berichtet, hatte es am Mittwoch auch eine Durchsuchung bei einem Amtstierarzt gegeben, der bei Westfleisch in Paderborn tätig sein soll. Gegen den Amtstierarzt werde wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung ermittelt, sagte Pollmann. Gegen Verantwortliche der Firma Westfleisch laufe kein Ermittlungsverfahren, weil sich bisher kein Anfangsverdacht ergeben habe, sagte Pollmann, der Sprecher der Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Bielefeld ist. An der Razzia waren 200 Fahnder der Staatsanwaltschaft, der Steuerfahndung und des Hauptzollamtes Bielefeld beteiligt.

Artikel vom 26.08.2005