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Musik bekommt
ein Wasserzeichen
Elektronischer »Fingerabdruck« erlaubt sichere Identifikation
Eine neue Wasserzeichen-Technologie des Fraunhofer Instituts für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI) macht es möglich, Musikpiraten auszuforschen und dingfest zu machen. »Die Musikindustrie vergrault ihre Kunden immer noch mit vielen unterschiedlichen DRM-Systemen (Digital Rights Management) die oft nicht oder nicht in vollem Umfang funktionieren«, erklärt Michael Kip vom IPSI. »Dabei ist unsere Wasserzeichentechnologie bereits extrem ausgereift und erlaubt eine sichere Identifikation eines geschützten Inhaltes.« Der Prozess des Einbettens eines digitalen »Fingerabdrucks« wird dabei in zwei Phasen unterteilt: Zuerst werden die Mengen der einzubettenden Informationen, ein geheimer Wasserzeichenschlüssel sowie weitere Parameter festgelegt. Danach wird die Mediendatei in das Containerformat umgewandelt.
Soll nun eine markierte Datei erzeugt werden, ist neben der Containerdatei nur noch die einzubettende Wasserzeichen-Information notwendig. Alle drei Daten, die zum Erzeugen der markierten Kopie notwendig sind, lassen sich anschließend aus dem Container entnehmen. Bei Audiodateien für die CD-Produktion klappt das auf einem handelsüblichen PC mit beachtlicher Geschwindigkeit.
Wer nicht über die Technologie und den geheimen Schlüssel des Wasserzeichens verfügt, kann noch nicht einmal feststellen, ob überhaupt ein Wasserzeichen in eine Datei eingebettet ist. Damit sollte in der Praxis das Wasserzeichen kaum entfernbar sein, und Tests haben ergeben, dass die IPSI-Wasserzeichen selbst eine analoge Rundfunkübertragung und Aufnahme vom Lautsprecher auf Tonband überstehen.
Im Fadenkreuz stehen vor allem professionelle Musikdiebe, die sich mit regelmäßigen Besuchen bei Downloadportalen oder Tauschbörsen ihren Lebensunterhalt finanzieren. »Im Gegensatz zu Rasern wird das Bußgeld bei Raubkopierern aber deutlich höher ausfallen. Denn den Musiklabels steht ein Schadensersatz zu, der sich nach der Anzahl der herunter geladenen Raubkopien bemisst - und das kann teuer werden«, sagte Kip. Zu den Firmen, die bereits das Wasserzeichen einsetzen, gehörten Unternehmen aus der Hörbuch- und Musikindustrie. Die Einsetzbarkeit einer ähnlichen Technologie des IPSI gegen Film-Raubkopierer habe der Verband der Filmverleiher nach einer Studie bereits bestätigt.
Die Bremer Firma labeltool GmbH hat als eines der ersten Unternehmen, die neue Wasserzeichentechnologie in ihre Musikbemusterungssoftware iPool integriert. iPool ist eine Webserver-Software und soll Plattenfirmen die Chance der digitalen Music-Promotion eröffnen. Alles, was sie tun müssen, ist, die Songs im komprimierten MP3-Format auf den Server hochzuladen. Auf dem Server werden mit der Fraunhofer-IPSI-Technologie individuelle, unhörbare Wasserzeichen in die MP3-Dateien eingebaut. Binnen Sekunden stehen die Tracks der bereits in der Software vorselektierbaren Klientel zum Download zur Verfügung.
Mit iPool können Tonträgerfirmen und Musik-Promotion-Agenturen weltweit Journalisten, Radiosender, Disk Jockeys, Lizenznehmer und - direkt für den Verkauf - Onlineshops kostengünstig beliefern. Erstmals präsentiert wird iPool auf der Business-Plattform der Musik und Entertainmentbranche Popkomm (14. bis 16. September) in Berlin.
Zu den Firmen, die die Fraunhofer-IPSI-Wasserzeichen einsetzen, gehört das Hörbuchportal soforthoeren.de. Weitere Unternehmen der Hörbuch- und Musikindustrie wollen folgen. Denn trotz Wasserzeichen sei es möglich, die Hörbücher ohne Komplikationen auch auf älteren MP3-Playern oder Billiggeräten abzuspielen oder beliebig oft auf CD zu brennen. Die legale Nutzung wird also nicht behindert.(tl)
www.popkomm.de
www.ipsi.fraunhofer.de

Artikel vom 09.09.2005