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Pfundige Künstlerin

Marianne Sägebrecht wird 60: Neuer Film auf Arte

Von Patrick Poch
Arte, 20.45 Uhr: »Wenn ich eine Rolle gespielt habe, brauche ich mindestens ein halbes Jahr, um davon wieder loszukommen«, verrät Marianne Sägebrecht.

Die Konsequenz: Die gebürtige Starnbergerin dreht nur noch einen Film pro Jahr. Und ihre Auftritte sucht sie sich ganz genau aus. Sägebrecht will ihre Rollen nicht spielen, sie will sie leben vor der Kamera. Entsprechend penibel bereitet sie sich auf die Arbeit vor. Auch für ihren neuesten Film, den Arte heute, einen Tag vor ihrem 60. Geburtstag, zeigt.
In »Charlotte und ihre Männer« ist die gelernte Arzthelferin als eigenwillige Physiotherapeutin zu sehen, die in einer Privatklinik auf einen Mann trifft, den sie unter anderen Umständen nie und nimmer kennen gelernt hätte. Denn der PR-Manager Leo (Rudolf Kowalski) ist ein Hypochonder, wie er im Bilderbuch steht. Und solche Patienten kann sie nicht ausstehen. Doch manchmal ziehen sich eben gerade Gegensätze an...
Für den Film von Regisseur Dirk Kummer hat sie vorab Nachhilfe genommen, Kniffe und Tricks gelernt. Alles muss passen, wenn die Frau, die 1985 als »Zuckerbaby« bekannt und zwei Jahre später mit »Out of Rosenheim« weltberühmt wurde, als Schauspielerin arbeitet. Da muss auch ihr Umfeld stimmen. Und dazu gehören nun einmal ihre drei Katzen, die sie stets mit ans Set nimmt.
Die Frau, die sich selbst gerne als »femme banale« bezeichnet, ist eben anders. Ein Star ohne Gehabe, aber mit eigenen Regeln. Marianne Sägebrecht hat mit Weltstars wie Michael Douglas, Sofia Loren, Gerard Depardieu und Michel Piccoli gedreht. Einen Film von Woody Allen ließ sie einfach sausen - »passte terminlich nicht...«. Beim Angebot von Arnold Schwarzenegger war die Rolle nix für sie.
Den Mut zur Zahnlücke haben nicht viele. Sägebrecht schon. Ihre rötlich-blonden Haare trägt sie in selbstbewusster Länge. Ihre 1,68 Meter Körpergröße steckt sie in Kleidergröße 48. Abnehmen? - »Kein einziges Pfund. Niemals.« Die Rundungen gehören zu ihr wie das Hofbräuhaus zu München.
Am Starnberger See kam sie zur Welt. Heute wohnt die Schauspielerin wieder da. Mit Hund, Katzen, Hasen, Ziegen und jeder Menge Pflanzen. Auch ihre Tochter (38) und Enkelkind Alina (12) schauen dort gern vorbei. Weg vom Schicki-Micki-München. Da passt die Ur-Bayerin nicht mehr recht hin. Denn welcher Star ihres Kalibers trägt schon am liebsten Second-Hand-Klamotten und fährt lieber U-Bahn als Sportwagen?

Artikel vom 26.08.2005